Fotos von mir (H.F.)
3.
Tag, Fr. 14.10.11:
Am
Morgen bringt uns der Reisebus zu dem im Nordwesten Beijings
künstlich angelegten Kunming-See, der dem weitläufigen Parkgelände
des "Sommerpalastes"
zugehört und nach dem Vorbild des Westsees
von Hangzhou
gestaltet wurde. Unweit des älteren kaiserlichen Gartens, der gegen
Ende des Zweiten Opiumkrieges 1860 durch britische und französische
Truppen gebrandschatzt wurde, ließ die Kaiserinwitwe Cixi diese
weit größere Sommerresidenz erbauen und finanzierte sie angeblich
durch Gelder, die eigentlich für den Ausbau der chinesischen
Kriegsmarine bestimmt waren. Man kann darüber den Kopf schütteln,
darf sich aber auch fragen, ob nicht diese Kriegsschiffe ohnehin
keine Chance gegen die japanische Flotte oder gar die der westlichen
Alliierten gehabt hätten.
Wir
betreten die Anlage durch das Osttor, hinter dem sich der Hof mit der
kaiserlichen Audienzhalle
öffnet. In
ihr pflegte Cixi, hinter einem Wandschirm verborgen, den Audienzen
ihres Adoptivsohns Guangxu zuzuhören.
Als er ein Reformprogramm durchsetzen wollte, das wohl eine
konstitutionelle Monarchie zur Folge gehabt hätte, ließ ihn Cixi
1898 per Staatsstreich verhaften und in der benachbarten "Halle
der Jadewellen" lebenslang unter Hausarrest stellen. –
Zu den Bronzestatuen eines
Drachens und Phönix, die Kaiser und Kaiserin repräsentieren,
tritt die den Hof der Audienzhalle
beherrschende Statue
eines Qilin
hinzu. Dieses drachenköpfige Fabelwesen soll sich nur beim
Erscheinen eines exzellenten Herrschers oder eines Weisen wie
Konfuzius zeigen.
Nach Besichtigung
des dreistöckigen Palasttheaters passieren wir weitere Hallen und
treten zuletzt in den überdachten, über 700 Meter langen Wandelgang
des Gartens ein. Seine Deckenbalken sind
farbenprächtig mit tausenden kleiner Szenen aus Romanen sowie
mit Landschafts-, Blumen- oder Tiermotiven bemalt. Passen die soeben
fröhlich sich nähernden Schulkinder nicht gut in die Szenerie?
Solchen Schülergruppen werden wir in den nächsten Wochen immer
wieder an Sehenswürdigkeiten begegnen. Als Schuluniformen tragen sie
durchweg Trainingsanzüge.
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