Quellen für die Fotos links: www.panoramio.com/photo/10447912 http://adventuresinarchitecture.blogspot.de/2010_11_01_archive.html Für das Foto rechts: H.F.
Nach
dem Mittagessen begeben wir uns zu der Großen
Moschee
von
Xian, die nahe unserem Hotels im muslimischen Viertel der Altstadt
liegt. Wie zuvor der Buddhismus, gelangte der Islam vor allem über
die nach Xian führende Seidenstraße
nach
China. Diesmal waren es nicht Mönche, sondern arabische,
persische und afghanische Händler, die ihre Religion in dem auch
geistig freizügigen Kaisertum der Tang-Dynastie
praktizieren
durften. Zu Ehren ihrer Verdienste ließ der Kaiser hier um
742,
gerade einmal ein Jahrhundert nach Mohammeds Tod, eine Moschee
erbauen. Ihre heutige Gestalt erhielt sie als Neubau in der Ming-Zeit
Mitte des 18. Jahrhunderts. Die in China lebenden Nachkommen
dieser und anderer Muslime gehören der nationalen Minorität der
zehn Millionen Hui-Chinesen an, von denen an die 70.000 in Xian
wohnen.
Umstellt und
weithin verdeckt von vielen unansehnlichen grauen Häusern, liegt die
Moschee in einem zu ihr gehörigen pflanzenreichen Park. Die gesamte
Anlage bildet ein von Mauern umschlossenes schmales Rechteck von 350
Metern Länge und zieht sich bis zur abschließenden großen
Gebetshalle über vier Hofbereiche mit eigenen Schmuck- und
Ehrentoren, Torhallen, Stelen und Nebengebäuden hin. Ihre
Zentralachse
ist anders als bei den
sakralen chinesischen Bauten nicht nach Norden, sondern nach Westen
hin ausgerichtet, nach Mekka mit der Gebetsrichtung hin zur
Kaaba.
Beim
Durchlaufen der Anlage wird die Moschee nur allmählich als solche
kenntlich. Nach einer Kuppel und einem alles überragenden
Minarett-Turm hält man vergeblich Ausschau, da der Baustil
durchweg chinesisch geprägt
ist. Schon im Eingangsbereich zeigt sich dies an dem hohen hölzernen
Schmucktor und an den Geistermauern, -schwellen und Dachreitern, die
allesamt schädliche Einflüsse fernhalten sollen. Zwar weisen
etliche arabische Schriftzüge auf ein islamisches Heiligtum hin,
auch die Betonung der Farbe Grün, die Mondstele zur genauen
Berechnung des Fastenmonats oder auch eine vor der großen
Gebetshalle angebrachte Tafel mit den täglichen fünf Gebetszeiten,
daneben jedoch finden sich auch Widmungsinschriften und
Kalligraphien in chinesischer Schrift sowie Ornamente mit
(Lotos-)Blume, Swastikakreuz und Drachenmotiv.
Wie
weit die architektonische Assimilation fortgeschritten war, fällt
besonders am Minarett
auf. Während es bei der ältesten
Moschee Chinas, der im 7. Jh. in Guangzhou (Kanton) erbauten
Huaisheng-Moschee, noch eine schlanke zylindrische Gestalt aufweist,
ist das Minarett dieser im 18. Jh. wiedererrichteten Großen Moschee
ein dreistöckiger achteckiger Pavillonbau
mit Kragdach. Er steht auch nicht
neben der Moschee, sondern gut 100 Meter entfernt im Zentrum der
Anlage.
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