5. Tag, So. 16.10.11.:
Am
Morgen wird unsere Reisegruppe zu den nördlich und östlich der
kaiserlichen Gartenanlagen gelegenen "Acht
Äußeren Klöster"
gefahren. Zwei davon besichtigen wir, zuerst den Putuo
Zongsheng oder "Kleinen Potala-Tempel",
der nach dem Vorbild des Potala-Palastes in Lhasa im Maßstab 1:2
erbaut wurde und gleich ihm von einem Weißen und einem Roten Palast
gekrönt wird. Die Anlage wurde in vier Jahren zum 60. Geburtstag
(1771) des Qianlong-Kaiser erstellt und war als Kloster für Mönche
des tibetischen Buddhismus sowie als Besuchsresidenz des Dalai Lama
bestimmt. Wie die Mongolen neigten auch die Mandschu dem
(Mahayana-)Buddhismus zu, dessen geistliche Führer sich ihrerseits
der Schutzhoheit der Mongolen-Khans und dann der Qing-Kaiser
unterstellten.
Mit
den über 50 unterhalb des Hauptpalastes wie hingestreuten Gebäuden
scheint die Anlage keine Zentralachse zu haben, doch läßt sich
schon beim Aufstieg vom Äußeren Tor bis hin zum Innentor sehr
wohl eine auf den Hauptpalast zuführende Ausrichtung bemerken.
Zunächst wird der Besucher auf den Stelenpavillon
hingeführt,
dessen Eingangstor zu beiden Seiten mit dem achtspeichigen Rad der
Lehre (Dharmachakra) geschmückt ist. Die im Pavillon aufgestellten
drei hohen Steinstelen verzeichnen in Mandschu, Chinesisch, Tibetisch
und Mongolisch die vom Qianlong-Kaiser formulierte Gründungsinschrift
des Palastes. Und erinnern im Besonderen an das den Kaiser offenbar
bewegende Schicksal der westmongolischen Torguten. Diese hatten sich
1630 an der unteren Wolga und waren nach Konflikten mit der
zaristischen Verwaltung unter großen Entbehrungen 1771 zu ihren
alten Weidegründen im kaiserlichen China zurückgekehrt.
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