Bildquellen: Google Maps www.discoverbritainmag.com/wp-content/uploads/2013/11/1.3235293-image-3926767951.jpg www.scotlandsgreattrails.com/trail/st-cuthberts-way/
nicht entdecken. Normalerweise ist er im Motorraum angebracht, aber auch ich habe mit ihm noch keinmal etwas zu schaffen gehabt. Nach einem Startversuch ruckelt es einige Male, woraufhin er wieder anspringt und die beiden Mechaniker uns viel Glück bis Lockerbie wünschen (aber kein Geld für die halbe Arbeitsstunde annehmen).
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Fr. 23.7.97) In der Frühe fahren wir wir zu einer großen Citroën-Werkstatt in Dumfries, wo der unterhalb des Einfüllstutzens verborgene Benzinfilter rasch gewechselt ist. Während der Reparatur fährt uns eine Büroangestellter in die Innenstadt, wo sich Ruth bei einem Spezialisten weiße Kiltstrümpfe kauft. Wieder zurück , umstehen fünf Mechaniker den Citroën und liegen mehrere Handbücher aufgeschlagen da. Sie machen unter anderem die elektronische Wegfahrsperre wieder scharf und entdecken zur allgemeinen Zufriedenheit noch einen Wackelkontakt (wohl die eigentliche Ursache für die Störung der Benzinzufuhr, wie ich später von meinem Tübinger Citroën-Händler erfahre). Großzügigerweise stellt mit der Chef nur die Hälfte der Arbeitszeit in Rechnung und gibt mir zudem ein Verzeichnis aller schottischen Citroën-Werkstätten mit auf den Weg.
Wir verlassen Lockerbie und „Robert Burns Land“ in Richtung „Walter Scott Land“ und zu unserem Tagesziel Edinburgh. In der Nähe von Lockerbie sehen wir wie schon gestern schweres Gerät für einen Autobahnbau; über viele Meilen hinweg und bis in die Nacht wird hier gearbeitet. Nach vielleicht einer halben Stunde durchfahren wir in den Southern Uplands größere Hügelketten mit oft engen Tälern. Farblich markierte Schafe aus mehreren Farmen weiden dicht am Straßenrand; bei strömendem Regen stehen sie manchmal unter einer der schmalen Brücken gedrängt, ihren meist schwarzen Köpfe (Scottish Blackface sheep) in Windrichtung. Bei Selkirk kommen wir bei der Glasbläserei vorbei, von der ich zu Weihnachten von Ruth einen Papierbeschwerer geschenkt bekam; nun kaufen wir dort für ihre Mutter ein leuchtendes pilzähnliches Gebilde. Wenig später erreichen wir Walter Scotts „Abbotsford House“. Es wurde mit zunehmendem Geldflüssen aus dem Absatz seiner historischen Romanen immer weiter ausgebaut und geriet zu einer „Romanze in Stein und Mörtel“ (so der Scott-Verehrer Theodor Fontane nach seinem Besuch im Sommer 1858).1) Auch das Inventar ist eigentlich nur als Inspirationsdokumentation für Scotts Romane von Belang, inclusive der aus allen möglichen schottischen und vereinzelt europäischen Schlössern, Burgen und Abteien zusammengesuchten Portale, Waffen (darunter von Waterloo) sowie Kleidungsstücke etwa von Robert Burns, Mary Stuart und seinem Romanhelden Rob Roy. Seinen Schreibtisch ließ Scott aus dem Holz der zerschlagenen Spanischen Armada herstellen; mirakulös freilich seine braungold schimmernde und 4000 Bände präsentierende Bibliothek.
Kaum 3 Meilen entfernt liegen die Ruine der im frühen 12. Jh. erbauten gotischen Zisterzienserabtei Melrose Abbey Viele Touristen durchlaufen das Gemäuer, das mich weniger beeindruckt als vorgestern die am Hadrianswall liegende Ruine von „Lanercost Priory“. Und hat man die von William Turner in spätromantischer Manier gemalte Ruine in Erinnerung, ist man hier auf der Stelle ernüchtert (Turners Zeichnungen der Abteiruine sind weit anschaulicher). Ein umherirrender Österreicher fragt, ob wir irgendwo „the pig with a pipe“ gesehen hätten; es soll laut unserem Dumont-Führer tatsächlich irgendwo hier zu sehen sein.
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