Und
dann finden wir doch noch zu jener Hotelanlage, die 1981 als Drehort
für Wim Wenders' Film ,Der
Stand der Dinge’
eine so bedeutende Rolle spielte. Es ist das 1966 erbaute Atlantikhotel
„Arribas”,
das nach seiner Sanierung 1996 wieder eröffnet wurde. Beim Heranfahren ist es schwerlich wiederzuerkennen, da das Gebäude
mitsamt Pool weithin unterhalb des Straßenniveaus wie
hinweggeduckt daliegt.
Auch
wenn ich den Hotelnamen „Arribas” und seine Lage am „Praia
Grande” vorgestern noch nicht wußte, kann ich nicht einfach daran
vorbeigefahren sein. Denn diese abfallende Hotelstraße ist eine
Sackgasse, und nach dem Wenden auf der Straße hätten wir beide die so eigenwillige Hotelarchitektur zweifellos wiedererkannt. Ich
muß vorgestern wirklich etwas zu früh vor der Küste abgebogen
sein.
An
der Rezeption des „Arribas” kann sich ein jüngerer
Angestellter noch an Wim Wenders'
Film und diesen Drehort
erinnern. Wir lassen uns auf der Terrasse über
dem großen, über 100 Meter langen Salzwasser-Pool
nieder. Es geht hier so quirlig zu, daß man die vorige
Hotelruinenexistenz damit kaum mehr in
Verbindung bringen kann.
Wie
oben zu sehen, können die Brecher an der Schmalseite der ovalen
Hotelanlage bis gegen das oberste Stockwerk schlagen. Daß vom
sturmgepeitschten Atlantik her ein
Baumstumpf in Friedrich Munros Zimmer geschleudert
wird,
wäre demnach so verwunderlich nicht. Wunderbar freilich ist die
Verknüpfung dieses körperähnlich geformten schwarzen Klotzes mit
dem anderen Stumpf, den Munro in
seinem Lieblingsbuch ‚The Searchers’ von Alan
LeMay beschrieben findet. Erschüttert liest er sich –
und
uns
– sogleich
diese Stelle halblaut vor: Wie Mart Pauley angesichts eines
Wacholderstrauch-Stumpfes, der „beinah die Form eines
Menschen oder eines verschrumpften Leichnams”
hätte, von einem „Gefühl von unabwendbarem
Verderben” befallen worden wäre. Und Munro, jetzt wie zu
sich selber sprechend, schließt mit dem Buchzitat:
„Eine böse Weissagung erfüllt sich
immer”. Dies waren Drohbotschaften von der anderen Seite des
Atlantiks her, die zu Wenders'
filmischer
Reflexion über die so grundverschiedene
Filmproduktion und -ästhetik in Europa und in
Hollywood gehören.
Mit
den Schuhen in der Hand spazieren wir zuletzt den gutbesuchten
Strand bis zu der Stelle vor der Steilküste ab, wo viele Leute
in einem feinen Brandungsschleier stehen und wohl eine
Inhalationskur machen. – Gegen Abend
fahren wir zurück zu unserer Quinta in Gradil und bereiten uns für
den Rückflug nach Stuttgart vor. Wie schon der Hinflug mit
„Portugalia Airlines” ist er tadellos.
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