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RUTH FLEIGS GALERIE
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Über das Vergessen
Biogr. Stimmigkeit
Proust. Doppelgänger
Psychobiologisches
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI Germanistisches
FRÜHKINDLICHE RAUM- UND SPIELPOSITIONEN NOCH BEIM ERWACHSENEN
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Zweifellos handelt es sich hierbei nicht mehr um harmlos-skurrile Ange­wohn­heiten, sondern um so etwas wie je­man­des räum­li­che Ausgangs- und Ver­trau­ensbasis, in der sich schon ein persönlicher Verhaltens- und An­nä­he­rungs­stil vorbereitet. Denn nicht bloß das Wohlbefinden hängt von der eigenen Raumpo­sition ab, auch ei­ni­ge fun­da­men­ta­le Verhaltensweisen scheinen dadurch be­gün­stigt oder blockiert zu werden. So ist meine Po­si­ti­on vor al­lem keine an der Front, wo man von hinten kontrolliert werden kann; auch keine in der Mitte, wo man nach al­len Seiten hin zu Kontakten genötigt wäre (dafür in der Menge ge­schützt oder auch im Mit­tel­punkt da­ste­hen könnte). Es ist statt dessen eine Posi­tion, in der man sich wie aus dem Ereignisvordergrund so auch aus dem an Nach­bar­schaf­ten und Rivalitäten reichen Mittelfeld so weit zu­rück­ge­zo­gen hat, daß man sich sehr leicht aus dem Ganzen lö­sen könn­te; in der man sich aber ge­rade eben noch be­tei­ligt zeigt, denn es ist meist nicht die auffällige – oder ko­ket­te – ex­tre­me Rand­po­si­ti­on, son­dern ei­ne, die noch um einen Schritt, um zwei Sitzplätze, um einen noch hinter mir Stehenden stärker in das Ge­sche­hen ein­ge­bun­den ist (so wie in mei­nem Rheinwiesen-Schema noch ein größerer Jun­ge in der Klet­ter­wei­de über mir ein Stück­chen wei­ter drau­ßen da­sitzt). Ei­ne Posi­tion, die es erlaubt, unauffällig zu bleiben und zu­gleich den Über­blick zu be­hal­ten. Über­haupt liegt ihr gro­ßer Vor­zug in dem ungestörten, unaufgeregten Zu­se­hen- und Be­trach­ten­kön­nen. Indem sie sich frei­lich al­les Ab­lenkende und Über­ra­schen­de tendenziell vom Lei­be hält, macht sie zu­gleich spon­ta­ne oder gei­stes­ge­gen­wär­ti­ge Re­ak­tio­nen weit­hin über­flüs­sig und läßt dar­um die­se und ih­re ge­stischen Aus­drucks­for­men si­cher­lich auch verkümmern.

 

So kann die kindliche, im Spiel tausendmal erfahrene und geübte Raumori­entierung sich unbemerkt zu einem kom­ple­xe­ren Ver­hal­tens­stil ausgestalten, der auch für die weitere soziale und seelisch-geistige Entwicklung be­deut­sam bleibt. Denn während ich mich in mei­nem frü­hen Wie­senschema noch zu allerlei Spie­len und Er­kun­dun­gen auf­ge­rufen fühle, verharre ich dagegen in mei­ner spä­te­ren Raum­po­si­ti­on an der Grenze und ver­zich­te, in­so­fern der (Spiel-)­Raum nun­mehr auch zum Handlungsraum ge­wor­den ist, auf das un­mit­tel­ba­re Ein­grei­fen zu­gun­sten der di­stanzierten Betrachtung und Beurteilung.


Man darf dies nicht dämonisieren und als biographisches Schicksal ausge­ben. Wie für uns Schulkinder die Sitz­plät­ze manch­mal durch äußere Um­stände neu festgelegt werden konnten (Körpergröße etwa, Kurz­sich­tig­keit oder un­frei­willige Plazierung auf der ,Lüm­mel­bank’), so würde auch die dro­hende Isolation bei ei­ner Be­trach­ter­po­si­ti­on wie der meinigen für gewöhnlich spätestens im Be­rufs­le­ben neu­tra­li­siert oder auf­ge­ho­ben wer­den, schon durch die Mechanismen der Arbeitsorganisation und betrieblichen Ein­bin­dung. Nun wur­de ich aber ein­mal nicht der Industriekaufmann, der ich nach der Vorstellung meiner Eltern nach der Mitt­le­ren Rei­fe hät­te wer­den sol­len, sondern boykottierte heimlich den beruflichen Eignungstest und fühlte mich bald im­mer stärker


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