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BILDER FONTANES GEGEN DEN TOD. VERSTECK UND STECHLIN -FONTÄNE

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Bildquellen: www.stechlin.de/uploads/tx_news/Stechlinsee02_15.jpg

www.berliner-zeitung.de/image/24511870/max/600/450/c38781555f5f396d4d75d04c800d6223/GB/seelabor-stechlin.jpg


über Jahrzehnte hin so rigide Tiefentektonik allmählich abbaut und sein eigenes Erzählen schließlich zeit­ge­schichtlich neu einordnen kann:


Im 'Stechlin' (1898) hat er sich zum zweitenmal, 16 Jahre nach 'Schach von Wuthenow', als Er­zäh­ler selber in den erzählten – in der Gegenwart sich andeutenden – Zeitenumbruch hineingenommen; hat, so meine Interpretation, das zentrale Symbol dieses noch "stumm" daiiegenden Sees, der mit seiner Fontäne-Stelle des "Roten Hahns" für die Besuchergruppe (im 28. Kap.) wie erstorben unter dem Eise daliegt, sowohl für die heraufkommenden sozialpolitischen und kulturellen Gegenkräfte als auch für die eigenen unterschlagenen Verlautbarungen bereitgehalten. In dieser Identifizierung liegt eine äußerste Solidarität zwischen Zeitromancier und Zeit. Sie ist freilich utopischen Charakters, denn nie und nimmer war das, was da eines Tages mit der Stechlin-Fontäne über alle Erwartung aufleben sollte, als bloße Umsetzung schon bereitliegender Gestaltungen zu denken. So sehr auch Fontane auf die Bebelsche Sozialdemokratie zu setzen hatte, die es als einzige Avantgarde aufnehmen konnte mit der destruktiven Kraft und Entschlossenheit seiner kryptischen Sprachdimension, so vorläufig müßte doch jede gesellschaftliche Umwälzung selber bleiben, da das Grundproblem der unentfaltet ge­blie­be­nen geschichtlichen Dimensionen, zu denen auch die eigenen unterschlagenen Textschichten ge­hör­ten, noch nicht gelöst wäre. Jedenfalls legen sich all die so lange folgenlos gebliebenen Zeitdiagnosen Fontanes und anderer Literaten wie Klingemann-"Bonaventura" quer zur Folgerichtigkeit von Tradition, wi­der­ru­fen im Moment ihrer Entzifferung nicht bloß Dichte, Geschlossenheit und eindeutigen Zeitwert der "zwi­schen­zeit­li­chen" Er­eignisse, sondern geben in sich eine phantomhafte, geschichtlich derealisierte Dimension von Zeit zu erkennen. Was vorbei ist, hat Wesentliches unausgetragen behalten müssen, und was an der Zeit, ist es so im­mer nur als Diktat gründlicher Unterlassungen. Dies ist mit den immer noch vorherrschenden Auf­fas­sun­gen, wie sich die Traditionsbildung ereignet, nicht zu vereinbaren. Pflegen sie doch im Ver­folgen von Auswirkungen und Anregungen nur eben die solidesten solcher Behelfs- und Notkonstruktionen aneinanderzureihen und sich auch bei sogenannten Renaissancen, indirekt eintreffenden Fern­wir­kun­gen und Neuentdeckungen ihres roten Fadens immer schon relativ sicher zu sein. Polemisch aus­zu­bil­den gegen die verführerische Vorstellung einer stetig sich anreichernden Geschichte wäre der Sinn für chro­no­lo­gi­sche Brüche, für Steckengebliebenes und Verstecktes. Will der Prozeß der Traditions- und Er­in­ne­rungs­bil­dung nicht länger ein Erschleichen der kürzesten Verbindungswege hin zur Ge­gen­wart sein und


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Der Stechlinsee bei Neu-Globsow.
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