"Inseln der Unsterblichkeit" geführt hatten. Wie in Akira Kurosawas Film 'Kagemusha' (1980) versuchten einige hohe Gefolgsleute, den Tod des Herrschers bis zur Rückkehr nach Xian zu verheimlichen und ließen so vor und hinter dem kaiserlichen "Komfortwagen" einen Wagen mit einer bald nicht mehr frischen Fischladung mitfahren. Wenn er wirklich an einer chronischen Quecksilbervergiftung starb, dürfte dieses sogenannte Übergangsmetall alias "Merkur" nicht nur für die Flüsse und den Ozean in seiner Grabanlage nachweisbar sein, sondern auch für die irdischen Reste von Qin Shi Huang .
Zum Abschluss dieses kleinen Kapitels über den Totenkult noch eine interkulturelle Notiz zu der Zufallsentdeckung der Terrakotta-Armee: Es war ein Granatapfelhain, in dem die Brunnenwasser suchenden Bauern 1974 ihren Schacht gebohrt hatten. Den Granatapfel und seinen Genuss hat ja schon die griechischen Mythologie eng mit der Unterwelt verquickt; Persephone musste dies erfahren, als sie nach dem Verzehr dieser Frucht in das Reich des Hades gebannt blieb.
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Am frühen Nachmittag kommen wir mit dem Reisebus wieder zurück nach Xian und steigen am Westtor der Stadtmauer aus. In ihrer jetzigen Gestalt stammt sie aus dem 14. Jh. und ist die einzige Chinas, auf der man die Altstadt vollständig umlaufen und auch mit dem Fahrrad oder in einer Rikscha umfahren kann. Sie ist 14 km lang, oben über 12 m Meter breit und durch einen Wassergraben gesichert; erbaut wurde sie streckenweise auf den Fundamenten der dreimal längeren Stadtmauer aus der Tang-Zeit, als Xian noch Millionenstadt war.
Die gegenwärtige Mauer ist beeindruckend genug. Ich fühle mich dort oben, im Regendunst und angesichts einzelner Radfahrer, sekundenlang auf eine der langen und breiten Straßen von Ferrara versetzt! Nach einem kurzen Spaziergang sehen wir uns im Westturm eine Ausstellung an, die unter anderem über den Verlauf der von Xian ausgehenden Seidenstraße unterrichtet.
Die Stadt ist auch wegen ihrer Teigtaschen bekannt, und so gehört denn zum heutigen Abendprogramm unserer Gruppe ein kleines Teigtaschenbankett. Nachher führt man uns alle zu einem abendlichen "Wasserorgel"-Spektakel, über das man schnell geteilter Ansicht sein kann. Es ist eine aufwendige Wasserspiel-Show mit Licht- und Farbeffekten, bei der zur 'Kleinen Nachtmusik' oder auch zur Ouvertüre der 'Leichten Kavallerie' an die 1000 Fontänen rhythmisch zum Tanzen gebracht werden sollen.
Zuletzt durchstreifen wir beiden noch die Altstadt von Xian. Hier, innerhalb des Gevierts der Stadtmauern, sind keine Gebäude im modernen Stil erlaubt und finden sich daher häufig Nachbildungen älterer Häuser, sogar im Look der benachbarten Wachtürme. – Vieles spielt sich am Abend am Rande der Straßen ab, darunter die uns faszinierende Arbeit der Garköche, das Schlachten von Fischen und Zubereiten von Speisen, deren kulinarische Bestimmung unser Auge bis zum Ende unserer Chinareise nicht immer von einer medizinischen oder aphrodisiakischen unterscheiden kann.
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