Quelle für das Bibliotheksfoto: https://picclick.ca/1991-Press-Photo-Franziska-Van-der-Schalie-Cuyahoga-391802492678.html
Mitschüler in Alt-Walsum
An die Namen und Gesichter meiner Mitschüler kann ich mich nicht mehr spontan erinnern, bei vorgelegten Photos allerdings bin ich mir in der Regel sogleich sicher! Aus meinem bewussten Erinnerungsvermögen könnte ich noch nicht einmal sicher entscheiden, ob meine Spielkameraden „Mimi”, „Fränzi” und (Franz-)„Jupp” in meine Klasse gingen!
Doch, alle drei sind auf den beiden Erstklassfotos, die Herr Köberling mir zeigte. Sie wurden im Minutenabstand gemacht, sind aber beide leider unscharf. So ist nicht recht zu erkennen ist, ob ich derjenige bin, der sich – jetzt ohne „Klämmerchen” im Haar! – nahe beim Mittelpunkt der Szene aufgestellt hat. Falls ja, wie mein Lehrer meinte und auch mir inzwischen scheinen will, hätte ich mich ausnahmsweise einmal nicht auf einem der hinteren Plätze aufgestellt. Eine Ausnahme, die freilich ebenso erklärlich wäre wie mein seltenes direktes Lächeln in die Kamera: Seitlich vor mir steht meine Spielfreundin „Fränzi”, die eine Schiefertafel mit der Kreideaufschrift „1. Schuljahr 1951/52” vor sich hält. Obgleich sie bei dem grellen Gegenlicht die Stirn gerunzelt hat, ist ihr Gesicht das einzige, das mir auf Anhieb wieder eigentümlich vertraut ist. Zu ihrem Äußeren wusste ich bislang nur zu schreiben: „Sie hat dunkles (dunkelblondes?) sich kräuselndes Haar. Trägt sie nicht Zöpfe?” Ja.
Fränzi wohnt in einem kleinen weißgestrichenen Haus, das an den Bauernhof unseres Klassenkameraden „Jupp” Opgen-Rhein angrenzt. Ihre Mutter, eine Kriegerwitwe, ist Lehrerin an unserer Schule, aber nicht für meine Klasse.
Zusammen mit Fränzi sitze ich während eines Versteckspiels geduckt in einem engen Schacht an der hinteren Seite ihres Hauses. Lange bleibe ich so neben ihr, selig-beklommen, Kopf an Kopf und Hand in Hand.
Vermutlich spielten wir gerade bei „Räuber-und-Gendarm” mit.
Franziska studierte später in Ann Arbor/Michigan und arbeitete dann wie ihr Mann im Bibliothekswesen. Ihre Mutter Irmgard erhielt 1973, im Jahre meiner eigenen Tübinger Promotion, an der Oklahoma State University eine Assistenzprofessur für Deutsche Sprache und Literatur. Zuvor, Ende der 1960er Jahre, hatte sie das Max-Kade-Zentrum in Ann Arbor geleitet, das seit dem 2. Weltkrieg die deutsch-amerikanische Beziehungen insbesondere auf wissenschaftlichem Gebiet fördert.
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