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Route von Inverness über Dores (beim Loch Ness) und das dortige Museum auf der anderen Seeseite; Weiterfahrt bis nach Taynuilt (2 Übernachtungen).


Oben das Nessie-Museum mit dem immer noch populären Logo (nach dem gefälschten Foto von 1934)
Unten einige der Cruachan-Wasserfälle (bei Taynuilt)

Bildquellen: Google Maps   www.visitinvernesslochness.com/sites/default/files/2020-11/Loch%20Ness%20Centre%206.jpg  google Maps („Falls of Cruachan Waterfall“)

 

In Inverness stellen wir uns vor einem Kino an, das Spielbergs ‚Jurassic Park‘ zeigt. Die Warteschlange ist lang, und zuletzt müssen wir wie viele andere wieder abziehen. So fahren wir denn am wenig besuchten Ostufer des Loch Ness entlang, auf einer traumhaft auf- und niedertauchenden Dünenstraße, die uns an die „dippings“ entlang der mexikanischen Grenze zwischen Tucson und Yuma erinnert. Bei Dores tre­ten wir an den See heran: Leichter Wellenschlag, dunkles Gewölk schräg rechts und hinter uns, grauweißes nach vorn zur See­spitze hin, deren Bergkuppen sich in der Ferne zartblau abheben; im Gewölk zeigt sich bald eine leuchtend hellrote Stelle, die sich dunk­ler auf dem See spiegelt. Plötzlich sehe ich rötliche Rechtecke, die auf dem See im Halbkreisvon von links nach rechts vorbeihuschen, meh­rere Male, bis Ruth mich doch lieber zurück zum Auto holt. (Eine Luftspiegelung? Oder ein Flimmerskotom, von dem ich in diesen Jah­ren einige Male befallen wurde?)

 

Mittw. 28.7.93) Wir verlassen Inverness und fahren diesmal am Westufer des Loch Ness bis zu dem Nessie-Museum. Seit dem frappierenden Schnappschuß von 1934 (einer Fälschung mittels eines Spielzeug-U-Boots) wird hier Forschungsgeschichte zum Seeunge­heuer auf eine angestrengt-rührende Weise vorgelegt, vom Wort des irischen Missionars Columban an („Thou shalt go no further, nor touch the man; go back with all speed.“)1), über die Drachenköpf der Wikingerboote bis zu all den Erklärungsversuchen per Teleobjektiv, Echo­lot, Sonar und Stroboskop. Beim Weiterfahren am See entlang kommt mir auf einmal wieder die angedeutete Metamorphose einer Nebengestalt aus Fontanes Roman „Irrungen Wirrungen“ in den Sinn. Es ist der Schotte Armstrong, von dem es bei Fontane heisst: „Er angle mitunter vierzehn Tage lang im Loch Neß oder im Loch Lochy... und schliefe dann im Boot, und mit Sonnenaufgang stünd er wieder da, und wenn dann die vierzehn Tage um wären, dann mausre er sich, dann ginge die ganze schülbrige Haut ab, und dann hab er eine Haut wie ein Baby.“2)

   Eine Fahrzeugschlange bildet sich, als ein schottischer LKW gut zehn Minuten lang vorsichtig drei Radfahrern hinterherschleicht. Die drei halten dann doch noch an und lassen den Autoverkehr passieren, wobei der Fahrer an der Spitze in deutscher Sprache und im Kla­geton erklärt, „gerade heute früh besonders gut ‘drauf gewesen“ zu sein. Kurz vor Oban biegen wir nach Taynuilt ab, wo wir für zwei Über­nachtungen ein kleines forsthausähnliches Hotel an der rauschenden Awe gebucht hatten. Wir machen bald eine Ausfahrt und pas­sieren den Brander-Pass, bei dem Robert the Bruce 1308 – 6 Jahre vor seinem gewaltigen Sieg in der Schlacht von Bannockburn bei Ster­ling Castle – in einem größeren Gefecht siegte. Nach wenigen Kilometern haben wir Dutzende von größeren und kleineren Gießbä­chen zur Linken, die in meinem Erinnerungsbild einen langen zerfransten Wasserfall abgeben. Nach einiger Zeit halten wir an einem Kirch­hof an und verwundern uns über das hohe Alter so vieler in den beiden letzten Jahrhunderten Verstorbener; trotz der Hungersnöte und des endemischen Alkoholismus – wie bei Robert Burns, nach dem inzwischen eine Whiskysorte benannt wurde – gingen hier viele Män­ner auf die 90 zu, eine Frau erreichte gar 106 Jahre.

   Zuletzt kommen wir zu einem Flüßchen, das sich gabelt und bald wieder vereint. Ein Angler kommt hinzu und wandert alle fünf Minuten weiter stromabwärts. Ruth sucht im Wasser nach silber-, gold- und kupferfarben schimmernden Steinen; ich beginne derweil extrem ab­ge­flachte Steinen zu sammeln und überflügele dann einmal mit 15 Sprüngen meinen Rekord aus Kindertagen.In der Nähe unseres Ho­tels schlendern wir über einen Campingplatz. In einem Wägelchen sitzen fünf oder sechs übergewichtige Personen paffend zusammen; wie am folgenden Tag ersichtlich, können sie es so stunden- oder tagelang durchhalten. An einer Bude dort kaufe ich mir ein Whisky­fläschchen; der Verkäufer bekannte freimütig, sich in den besseren Sorten nicht recht auszukennen.


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