Quellen:
www.chinatouradvisors.com/UpLoad/Maps/Guangdong-Map/Guangzhou-Map/Guangzhou-Travel-Map/Guangzhou-Tourist-Map.jpg
http://jacksonbbrown.com/ss/wp-content/uploads/2012/12/FeedingChinamanOpium.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/32/China_imperialism_cartoon.jpg
16.
Tag, Do. 27.10.11:
Unser
dritter Inlandsflug von Gulin nach Guangzhou
(Kanton)
dauert
nur eine gute Stunde. Die heutige 11-Millionen-Metropole war die
einzige Stadt Chinas, in der die Britische Ostindische
Gesellschaft Fuß fassen durfte. Als sie ihre gewaltigen Ankäufe vor
allem von Tee und Seide nicht länger mit den eigenen
Silberreserven finanzieren konnte, schmuggelte die Kompanie seit
ungefähr 1820 ständig bengalisches Opium nach Kanton ein, um durch
den Verkauf wieder ihre Kassen zu füllen. Nach vergeblichen
Protesten des Qing-Kaisers Daoguang und der von ihm 1839 für Kanton
angeordneten Vernichtung von über 1000 Tonnen Opium zettelte dieses
Britische Drogenkartell,
das nach einiger Zeit opportunistisch von Frankreich, Russland, Japan
und den USA unterstützt wurde, die
beiden bis 1860 dauernden Opiumkriege an.
Sie führten bekanntlich dazu, dass China – wie es euphemistisch
hieß und oft immer noch heißt – "für den Westen geöffnet
wurde". Kanton selber wurde 1856/57 während des 2. Opiumkrieges
weithin zerstört.
Das
Deutsche
Reich trat wie
Japan erst in den 1890er Jahren in China auf den Plan. Und zwar in
etwa so, wie es die obige französische Karikatur darstellt –
im Machtgefühl des rabiaten Eroberers, der unter Bedrohung des
Hegemons Britannien nun endlich auch im Fernen Osten als Kolonisator
seinen "Platz an der Sonne" einnehmen will (so der spätere
Reichskanzler Bernhard v. Bülow). Im Juli 1900 unterstreicht dies
Wilhelm II. in Bremerhaven mit seiner so infamen wie
aufschneiderischen "Hunnenrede"
vor dem deutschen Expeditionskorps,
das an der Seite anderer europäischer Staaten sowie Japans und der
USA den sogenannten Boxeraufstand niederschlagen sollte: "Pardon
wird nicht gegeben; Gefangene nicht gemacht. ...Wie vor tausend
Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht
... so möge der Name Deutschland in China in einer solchen Weise
bestätigt werden, dass niemals wieder ein Chinese es wagt, etwa
einen Deutschen auch nur scheel anzusehen."
Unser
südchinesischer Reisebegleiter erwähnt lediglich jene Schandtaten
der "rothaarigen BarbarenC, wie man die Briten seit den
Opiumkriegen in China oft titulierte. Und geht auf die heutige
wirtschaftliche Lage Kantons über; nicht nur Sparten wie Elektronik
oder Dienstleistungen aller Art wären hier zu nennen, sondern auch
Produkte der Leichtindustrie wie Schuhe, Fliesen oder
Sportbekleidung. Die Hauptrolle freilich spiele immer noch die seit
1957 zweimal jährlich stattfindende "Guangzhou
Fair",
Chinas größte Export- und Importmesse, die gut ein Viertel der
Exporte des Landes abwickelt. Da sie noch in diesen Oktobertagen
geöffnet ist, dürften wir mit unserem Reisebus eigentlich nicht in
die Innenstadt einfahren, haben jedoch eine Ausnahmegenehmigung
als "Handelsdelegation" erhalten.
- 82 -