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Biogr. Stimmigkeit
Proust. Doppelgänger
Psychobiologisches
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI Germanistica

RÜCK- UND AUSBLICK

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ethi­schen Nor­men ge­hört. Frei­lich sind sie nun als aus­schließ­lich vom Men­schen gesetzte zu ver­ste­hen, als solche in ih­rer Re­lati­vi­tät und in­di­vi­du­ell schwan­ken­den Ak­zep­tanz hin­zu­neh­men und bei Be­darf Mal auf Mal zu re­vi­die­ren.


Auch Helmuth Plessner hält die metaphysische Fra­ge­rich­­tung, die komplementär zur bestürzenden Er­fah­rung der Kon­tin­genz des Menschen und alles Seienden nach einer Letztbegründung und Ab­si­che­rung sucht, als solche für un­aus­weich­lich. Schelers Ant­wort jedoch ist für ihn als geistige Ori­en­tie­rungs­su­che will­kür­lich und dogmatisch. Ge­gen al­le über­lieferten Autoritäten for­dert er den gei­sti­gen Mut zu einer radikalen ka­thar­ti­schen „Selbs­tent­si­che­rung”.21 Die prin­zipielle Un­ge­sichert­heit der Po­si­tion des Men­schen, seine Ort- und Hei­­mat­lo­sigkeit ist als Aus­druck sei­ner gei­sti­gen Rast­­­lo­sig­keit und Selbst­über­schrei­tun­gen al­so nüch­tern zu konstatieren, rückhaltlos zu er­for­schen und das Men­schen­mög­li­che aus dieser prekären Of­fen­heit zu ma­chen. Die Weltof­fen­heit des Men­schen ist für Pless­ner aber nicht ab­so­lut wie für Scheler, sondern im­mer nur eine be­ding­te. Sein Stu­fen­mo­dell des Or­ga­ni­schen be­her­zigt näm­lich die Ein­sicht, daß die nie­dri­ge­ren Stu­fen noch in den sie über­for­men­den hö­he­ren ent­hal­ten sind. So bleibt auch die „ge­schlos­se­ne” Po­si­ti­ons­form des Tie­res im Men­schen erhalten, der als leib­li­ches We­sen sei­ne „Zen­trie­rung” nicht durch­bre­chen kann, als agie­ren­des „Ich” im Hier-und-Jetzt ge­­bun­den bleibt, freilich hin­ter sich selbst kom­men kann und um sein nicht­ob­jek­ti­vier­ba­res Selbst weiß.22

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21 „Nur auf dem ... Wege der bewußten Steigerung der de­struk­ti­ven Argumente und ihrer systematischen Zuspitzung ge­gen alle bis­her mitgeschleppten Sicherungen kann man das Fundament mensch­li­chen Seins so exponieren und ent­si­chern, daß die De­struk­tion eines angeblich fraglosen Eigenwesens des Menschen die Umkehr in die Entschei­dung zur Mensch­lichkeit erzwingt. Die­sen Mut zur rück­haltlosen Skepsis als einer Methode des Men­schen, sich durch Selbst­ent­si­che­rung wiederzufinden, muß die Phi­lo­­so­phie aufbringen”. Die Aufgabe der Phi­lo­so­phi­schen An­th­ro­po­lo­gie (1937). Wie­der­abdruck in: Con­di­tio hu­mana. Ge­sam­mel­te Schriften, Bd. VIII „Taschenbuch Wissenschaft” (Frank­furt/­Main 2003), S. 33-51 (Zitat S. 46)

   Zum Stichwort „Selbstentsicherung” vgl. den For­schungsbericht von Hans-Peter Krüger, Angst vor der Selbst­ent­si­che­rung. Zum ge­gen­wär­ti­gen Streit um Helmuth Plessners philosophische An­thro­po­lo­gie. In: Deutsche Zeit­schrift für Philosophie 44 (1996), Heft 2, S. 271-300.

22 Helmuth Plessner, Die Stufen des Organischen und der Mensch (1928). Ich zitiere nach der 3. Auflage (Berlin, New York 1975); S. 292-294.

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