RÜCK- UND AUSBLICK
Vom theozentrischen Denken zur Exzentrizität des
,Homo absconditus’
Auch wenn die in
den letzten Kapiteln referierten anthropologischen
Theorien von mir nicht explizit einer kritischen
Beurteilung unterzogen wurden, stellen
sie doch eine Auswahl dar, die einer bestimmten
Argumentationslinie folgt. Bestimmt wurde
diese durch die
Suche nach solchen Modellen menschlicher
Selbsteinschätzung, die nicht
lediglich die Möglichkeit, vielmehr die
konstitutionelle Notwendigkeit
einer ständigen Anpassungsleistung und
Selbstüberschreitung des Menschen und seiner
Kultur behaupteten. Diese
(relative) kulturelle Offenheit pflegt man aus
der besonderen biologischen
Ausstattung des Menschen herzuleiten und von der
instinktgeleiteten Verhaltenssicherheit des
Tieres abzugrenzen. Wegen ihrer erheblichen
Fehlerträchtigkeit wurde
diese Offenheit meist als eminent ethische
Herausforderung aufgefaßt.
Als Verpflichtung zu einem unablässigen
Umbau der vom Menschen selbst erschaffenen
Lebensbedingungen enthält sie neben
der Chance zu einem (relativen) Neubeginn zugleich das Risiko
der Zerstörung des Erreichten, bis
hin zur Korruption der menschlichen Existenzweise selbst.
Solch fundamentalethischen Charakter
hat vor allem die gegenwärtige
Diskussion über den biologischen
Gattungscharakter des Menschen, den
genetisch und technologisch zu
manipulieren man auf verschiedene
Weise begonnen hat.
Das Dilemma der
Korrumpierbarkeit aufgrund der existentiellen
Offenheit wird schon bei der Definition
oder Wesensbestimmung des Menschen
deutlich. Unter den Verfechtern der „Weltoffenheit”
zeichnet sich immer wieder die Tendenz ab, ihn
von allen Bestimmungen freizusprechen
und als das Wesen zu bezeichnen, das sich nicht
festlegen läßt. In letzter
lässig-opportunistischer Konsequenz
dürfte er dann aus sich und seinesgleichen machen, was ihm
nur als Verlockung in den Sinn käme, dürfte sich also auch von
der eigenen Geschichte und der überlieferten