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Alt-Walsum 1951-53
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VI GERMANISTICA

 


OStD Dr. Otto Lorenz um 1974 (*1911); unser Schulleiter von Januar 1954 bis Juli 1974

 


Freuderuf und -feier der endlich ans Schwarze Meer gelangten griechischen Söldner

Quelle: ‘Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums’ (Oberhausen 2005, S. 23)  

 

Über unseren Direktor erfahre ich übrigens auch in der Mittel- und Oberstufe kaum mehr als zuvor (vgl. S. 26f.). Als er nun einmal vor dem Hauptportal mit dem Sämann-Relief ein Grüppchen von uns beim Schneeballwerfen überrascht, ruft er dem einen unter uns, der ein Jahr vor uns bald das Abitur ab­le­gen soll, zu, daß er an seiner geistigen Reife erheblich zweifeln müsse. Wochen oder Monate höre ich, daß der betreffende Schüler <Uli F.> bei den Prü­fun­gen tatsächlich in große Bedrängnis geraten wäre. Während meiner letzten Schulzeit nehmen einige meiner Klassenkameraden wie Udo Buhren, Nor­bert Schaub und Wim Wenders am Griechischunterricht teil, den unser Direktor zu geben pflegt. Lange noch klingt mir das aus ihrer Lektüre der Anabasisdes Sokrates-Schülers Xenophon aufgeschnappte „Thalatta! Thalatta!” nach, dieser Freuderuf aus den Reihen der 10.000 griechischen Söldner, die in dem persischen Bürgerkrieg für Kyros gegen dessen Bruder Artaxerxes II. gekämpft hatten und nach vielen Gefechten und großen Strapazen von Me­so­po­ta­mien aus schließlich doch noch bis zum Schwarzen Meer vorgedrungen waren.

Ihr Freuderuf stand für mich wohl insgeheim für uns zwölf, die wir uns bis zum Abitur durchgeschlagen hatten und machte mich sehnsüchtig nach die­ser Sprache, deren Anfangsgründe ich denn auch bald für das Philosophiestudium in einem Kompaktkurs erlernte.

 
In mein Tagebuch notierte ich zum 14.12.64, dem ersten Tag des Schriftlichen Abiturs:

Fühle mich auf dem Weg zur Schule nicht allzu wohl, mache einen Umweg und gehe über den Schulhof des Mädchengymnasiums; kaufe mir noch eine Cola. – Die Klasse steht schon wartend da: fahle Ovale <ein scherzendes Grußwort von mir?>. In den Saal für Kunsterziehung, wo Egon <unser Klas­sen­leh­rer Egon Hebel> und der Direktor uns erwarten ... <Direktor> L. setzt uns zunächst von einigen Formalien in Kenntnis: wie wir das Papier zu be­schrei­ben haben; was mit denen geschieht, die beim Betrügen erwischt werden. Sofort danach fordert er uns auf, all das beiseite zu stellen, was wir für die Arbeit nicht benötigen ... Dann öffnet er das Schreiben mit den Themen, überreicht es Egon und verlässt uns.”

Wie er seinen Appell platzierte und vortrug, war sehr geschickt und beeindruckend. Nur wirklich Hartgesottene hätten dem widerstehen können!

 

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