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RUTH FLEIGS GALERIE
SCHULKINDER MALEN
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
Alt-Walsum 1951-53
OB-Holten 1953-55
OB-Sterkrade 1955-65
VI GERMANISTICA




 Tagebuchnotizen zum Schulleben vom 11.12.1964, drei Tage vor dem Schriftlichen Abitur (die verblassende Bleistiftschrift habe ich nachgezogen)

Das Tagebuch führte ich der Übung halber in englischer oder französischer Sprache.


Wenn ich meinem Philosophielehrer so zusetze, dann meine ich zugleich meinen Deutschlehrer „Egon”, der mit meinen – freilich nie zu Ende ge­brach­ten – Aufsätzen nicht zurechtkommt, sie wiederholt längere Zeit liegen lässt oder einem Kollegen vorlegt, um dann doch wieder das ent­täu­schen­de Urteil „ausreichend” darunter zu setzen. Was ihm daran missfällt, bespricht er mit mir nicht im Detail, sondern begnügt sich mit dem seufzenden Hinweis auf die Mühe, die er sich mit dem Verständnis gegeben hätte. Einmal gar stellt er pauschal die Logik meiner Ar­gu­men­ta­ti­on in Frage, was mich so trifft, dass ich die Arbeit auch Wim Wenders und Ruth zu lesen gebe, deren Urteil mich wieder aufrichtet. Antworten kann ich Herrn Hebel allerdings nur indirekt, im Philosophieunterricht, indem ich ihm zeigen möchte, dass es ein Nachdenken gibt, das nun doch weit tiefer zu dringen sucht als das Problembewusstsein, das er als Lehrer für zumutbar hält.


In meinem Tagebuch von 1964 findet sich Folgendes zu den beiden letzten Deutscharbeiten vor dem Abitur:

   9.9.64: „Schulneubeginn ... Deutscharbeiten zurück, ich nicht: <Er> weiß nicht, wo <meine> einzuordnen <ist>, dennoch positiv; will die Ar­beit weiterreichen”.

   15.9.: „Mein Deutschaufsatz liege immer noch bei Dr. Schröter!”

  22.9.: „In der Philosophiestunde attackiert mich Egon wegen des Aufsatzes: er wäre unmöglich, überhaupt nicht logisch usw. Obgleich ich dies zurückweise, bin ich – vielleicht zum ersten Mal überhaupt – nicht mehr von meinem Genius überzeugt. Egon hat nicht den Mut, den Auf­satz zu benoten und händigt ihn mir auch nicht aus; offenbar eine beunruhigende Arbeit.”

23.9.64:

Egon gibt mir den Aufsatz, der ihm zweifellos Kummer bereitet hat, wieder zurück: ‚ausreichend’; sagt, er sei jederzeit bereit, mit mir darüber zu reden (und ich erst!). Bin immer noch aufgewühlt: etwa das Philosophiestudium aufgeben? ... Wim akzeptiert meine Bitte, mit ihm um 19 Uhr über die Arbeit zu dis­ku­tie­ren ... zu ihm; anfänglich versteht er den Aufsatz nicht; kann ihm auch nicht den logischen Ablauf 


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