BILDER FONTANES GEGEN DEN TOD. VOM VERSTECKSPIELEN ZUM KRYPTISCHEN ERZÄHLEN
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Bildquelle: www.fontane-gesellschaft.de/home/werk-nach-1878.html
ziemlichem
Sarkasmus, wenn Schachs embryonale Todeshaltung in der Kutsche der
kontemplativen Versunkenheit des Martin Luther in Zacharias
Werners 'Weihe der Kraft'
angeglichen
wird.63
Darüber
hinaus – so meine Interpretation – hat
Fontane Schachs vorgezogenen Wuthenower Todes- und Heilschlaf als
Hinübergrüßen zu seiner erzählerischen Praxis
inszeniert,
mit seinen Zumutungen, chronisch Versteck in den eigenen Romanen
zu suchen. Denn neben den oder – als "Subtext" verstanden
– unterhalb der "realistisch" erzählten, den
Hauptkonflikt relativ nachsichtig behandelnden Werkschichten hat
er in vielen seiner Romane noch eine verborgene oder "kryptische"
Erzähldimension eingerichtet.64
Dem
problematischen Zeitverhältnis, das mit dieser weit radikaler
urteilenden versteckten Erzählhaltung gegeben ist, die sich nicht
allein den zeitgenössischen Lesern versagt, gilt
meine letzte Überlegung.
***
Ist
ein solcher Rückzug des Erzählers aus der Sprache und dem
Denkverlauf der eigenen Zeit nicht aberwitzig oder
wahnsinnsnah? Doch
wie sah es denn vormals mit dem Versteck des Knaben Theodor Fontane
auf dem Heuboden aus? Es war ja nicht die übliche Verstecksuche, wo
man von Fall zu Fall in fliegender konzentrierter Hast nach
einer notdürftigen kurzzeitigen Versteckmöglichkeit sucht und dann
ohne rechte Gegenwehr auszuhalten hat gegen das
Entdecktwerden. Vielmehr spricht
Fontane in seinen 'Kinderjahren' von
einem immer wieder aufs neue behaupteten Lieblingsversteck,
das in seiner Verläßlichkeit und Entrückung ein einzigartiges
Glücksgefühl erlaubt hätte. Ein
solcher von den anderen niemals eroberter Unterschlupf ließ
offenbar
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63
"Das Stück, das in
der 'Gezeugstrecke' zu Freiberg mit einem 'Glück auf' für das 'im
Schooße der Erde' Begrabene, aus den Wassern ins Leben zu Holende
einsetzt, bringt zu Beginn des zweiten Akts Luthers Wiedersehen mit
den Eltern. Da der seit Tagen zum Psalmenübersetzen in der Zelle
Eingeschlossene auf nichts anspricht, greift Vater Hans ein – '(er
sprengt mit einer Hacke die Thüre auf. Man erblickt durch sie an
einem Tische, auf welchem eine ausgebrannte Lampe steht, Luthern mit
off'nen starren Augen, wie leblos, da sitzend.)" Fleig,
a.a.O. (vgl. Fußnote
Nr. 2),
S. 184f.
64
Was ich Roman für Roman
in meiner 1973 vorgelegten und 1974 veröffentlichten Dissertation
'Sich versagendes Erzählen (Fontane)' nachzuweisen suchte (vgl.
Fußnote
Nr. 2).
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