Home
Impressum
RUTH FLEIGS GALERIE
SCHULKINDER MALEN
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI GERMANISTICA
A Der alte Goethe
B Zu Theodor Fontane
C Zu »Bonaventura«
Vorbemerkung
Literar. Identität
Mikrostilistik
Exlusionsphase
›Memnon‹-Nacht
Name und Maske
D Zu Aug. Klingemann

ZERSPRUNGENE IDENTITÄT
KLINGEMANN - ›NACHTWACHEN VON BONAVENTURA‹

___________________________________________________________


Dies Dutzend Alternativmerkmale ist an den Hauptkandidaten und gegen sie entwickelt.M.3) Es zeigt sich bei den anderen Au­toren, daß es nur wenige zusätzliche solcher durchlaufenden Unterscheidungsgründe gibt für »Bonaventura«, so seine wie­derum nüchterne Interpunktion ›; denn‹ (statt ›: denn‹) oder an Tautologien grenzende Laxheiten wie ›so z.B.‹ ... Auch von den quasi-lexikalischen Besonderheiten, von denen sich etwa 150 latent bereithalten lassen (viele Präpositionen wie ›der Kern aus, ›zur Zugabe‹, ›Saal, auf dem es dämmerte‹), stellen sich die meisten als zeitüblich heraus.

    Dem Vorversuch ist zu entnehmen, daß sich auf keines der Einzelmerkmale bauen läßt, ein jedes könnte in jeder anderen Schrift des Verfassers nicht mehr auftreten. Orientierungszeichen kann allein die leichtbewegliche Kombination sein; diese al­lerdings hält sich schon erstaunlich durch die Jahre oder Jahrzehnte bei dem Dreiergespann. Auch auf dieser positivistischen Stufe ist das Vorgehen qualitativ oder Interpretation. Nicht bloß betrifft das die Gewichtung der Einzelmerkmale, die nicht simpel mit Ja oder Nein zu erfragen sind. Auch der zeitliche Abstand ist bei jeder Publikation noch dahingehend zu be­rück­sichtigen, ob sie vor oder nach den »Nachtwachen« erschienen ist, zumal der für uns mit der Romantik einsetzende »mo­der­ne Sprachgebrauch« (Kainz)6) für die Schreibweise des einzelnen kaum berechenbar ist. Daß bei dieser Mikrostilistik der eine Schwerpunkt im Syntaktischen liegt, bedeutet zunächst, daß es wenig Sinn hat, an den stark gebundenen Sprachformen an­zusetzen; die Lyrik kommt weithin ohne solch äußere Spannungszeichen wie Konjunktionen aus, auch das Schauspiel ist aus Gründen des Stichproben-Tempos nach Möglichkeit nicht einzubeziehen. Das wird mehr als ausgeglichen durch die Aus­wei­tung der Nachsuche auch auf Briefe und Abhandlungen; insbesondere wird das Risiko möglich, die verschiedensten von der Poesie fernabliegenden Publikationsformen der Zeit zu durchmustern.


Soweit zum Bündel der Kriterien oder Unterscheidungsgründe, ohne das man nur im engeren Kreis herumtappen konnte. Wie ist den zeitgenössischen Schriftstellern konkret beizukommen? Berücksichtigt werden auf dieser Identitätsstufe soll, wer

-------------------------------------------------------------------------------------------

Marginalie 3 im Originalmanuskript:) Mikrostilistik Hypothese, daß die Kombination schon die Eigenart »Bonaventuras« mit­er­faßt, an den äußersten und trüben Rändern zwar - zuweilen Aufblitzen. Wie wenig frei auch »Bonaventura« über die Merk­ma­le verfügen mag, in ihnen zeichnet sich doch eine geradsinnige Geisteshaltung ab, bei weitem stärker neigt er zu den Präg­nanzformen, gegen die Schnörkel der Pünktchen-Laute (›Pläne‹, ›kömmst‹, ›nähern‹, ›fünfzehn‹) und das Aufgeblasene (in ›indessen‹, ›welcher‹, ›Ahndung‹, ›Charakter‹). ›Eilf‹ und ›ohn...‹ scheinen abzuweichen, könnten freilich auf eine starke Be­achtung von Etymologie hinweisen. (›Gebürge‹?)

6)  Friedrich Kainz, Klassik und Romantik. In: Grundriß der german. Philologie, 17/II, S. 250


- 8 -

Weiter


 

Zurück
Top
http://www.fleig-fleig.de/