MEMNONS NACHT UND ERKLINGEN
________________________________________________________________________Bildquelle: Kraus-Reprint der Zeitschrift MEMNON (Nendeln 1971)
Der
»illustrierte Umschlag« zeigt, fast unkenntlich im Schooße der
Nacht, ein von der Sphinx flankiertes Memnon-Monument. Eine lyrische
Interpretation als Vorfeier:
»Es sitzet starr in traurig-düsterm Harren
Das dunkle Bild, und alles Leben schweigt;
Rauh steigt es aus der stillen Nacht hervor,
Und blickt, wie die Bedeutung, ernst und schweigend,
In's tiefe Dunkel und zum fernen Morgen ...«
»Welch leises Wehen durch den dunklen Himmel!
Und tiefer regt sich's unten in der Nacht
Und streitet ringend mit dem neuen Leben.
Der kalte Sohn stützt seine starren Hände
Gewaltig auf den rauhen Stein, und strebt
Sich aus der dunkeln Nacht hervorzuheben.
Da rührt sein stummes Flehn die holde Mutter,
Sie blickt ihn an ...
Der träge Schlummer flieht von seinen Augen,
Und an dem goldnen Licht entzündet sich
Der erste Ton und hallt harmonisch wieder.«
Das
überschriebene Gedicht ist nicht signiert. ›Memnon‹
= nomen. Eine irrwitzige
selbsterlösende Gleichsetzung mit dem Stummen ((wird vernehmlich))
bei der Lektüre. Das einleitende monologische Kunstgespräch setzt
damit ein, Scheu vor der Mitteilung zu behaupten; es gebe »nur
Wenige, die das innere Wort verstehen, und die Augen der Liebenden
fehlen Überall. – Das
Zeitalter steht auf einer Höhe und Tiefe zugleich, daß es mir oft
schwindelt, wenn ich die Entfernung
dazwischen betrachte«(!):
»Die Philosophie ist nur für Wenige ein Licht geworden; die anderen
aber hat sie dagegen in eine noch tiefere Nacht geführt.«
Dem
Künstler aber wird schließlich ein göttlicher Erlösungstrieb
zugeschrieben. »Durch die ganze Natur, die ihn umgiebt, sieht er das
höhere Leben, und es ruft ihm überall zu, und will durch ihn
befreit sein; die Töne fliehen trauernd umher, und suchen sich, und
bitten ihn, daß er sie harmonisch zusammenfüge, und zum Gesang
vereine; in dem rohen Marmorfelsen, der sie umschließt,
erblickt er trauernd die schlanke Gestalt,
und
sie
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