Home
Impressum
RUTH FLEIGS GALERIE
SCHULKINDER MALEN
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI GERMANISTICA
A Der alte Goethe
B Zu Theodor Fontane
C Zu »Bonaventura«
Vorbemerkung
Literar. Identität
Mikrostilistik
Exlusionsphase
›Memnon‹-Nacht
Name und Maske
D Zu Aug. Klingemann

ZERSPRUNGENE IDENTITÄT
KLINGEMANN - ›NACHTWACHEN VON BONAVENTURA‹

________________________________________________________ 


dies fachübergreifende Identifizieren zugleich als ein Ineinandergreifen zu einem Identitäts-Modell findet, das über das gemütliche Nebeneinander von »Aspekte«-integrierenden Wissenschaften vorstößt. Freilich läßt sich auch in solchem Kombinieren von Fach­methoden allein die Frage der Identität nicht lösen. Als Problem der Tiefenhermeneutik, die in der Artikulation den sozialen Druck berücksichtigt, ist das unter »Bonaventura« Veröffentlichte als unverträglich mit den anderen Arbeiten des Verfassers zu denken; überdies mit dem reflektiert Unzeitgemäßen dieser unfreiwillig bezogenen Position ein Bruch mit den Ansprüchen der Epoche ge­setzt. In beiden Widersprüchen der Nachtwachen erst könnte sich der Sinn von Identität bewähren. (Ziel wäre der nicht mehr mit sich identische Autor.)


1. Mikrostilistik zur Grundbestimmung (positivistisches Exklusionsverfahren)


Identität als ein Exklusives wird bestimmbar im Gegensatz zu einem Anderen, das ihm grundsätzlich gleich ist. Als so Sich­wi­der­sprechendes ist »Bonaventura« zu identifizieren, zunächst im Unterschied zu anderen Autoren als zu seinesgleichen. »Darin, drückt man sich aus, sind zwei Dinge unterschieden, daß sie usw. Darin, d.h. in einer und derselben Rücksicht, in demselben Be­stimmungsgrunde.«5) Dieser Grund selber soll so bestimmt werden, daß in ihm »Bonaventura« im Ansatz sich so viel anderen wie eben möglich entgegensetzen läßt. Die einzelnen Bestimmungen, um Stichproben zu erlauben, müßten allen Texten durchgängig zu eigen sein, einfachste Formen der Sprache, die möglichst in Motivwahl, Erzähltechniken und komplexen Gestalten sich durch­hal­ten; müßten zugleich in sich differenziert, jeweils in alternativer Gestalt für den Schreibenden verwendbar sein. So jedenfalls ha­ben im Modell die Forderungen an den Bestimmungsgrund zu lauten. Welche Merkmalskombination tatsächlich möglich ist und in welcher Bestimmtheit, läßt sich nur in Vorversuchen ermitteln. Dabei ist es wohl angebracht, sich zunächst an die heute noch dis­kutierten der Favoriten zu halten, zu fragen nach bei bloßer Lektüre kenntlichen Merkmalen, die bei »Bonaventura« und doch aus­schließend anders erscheinen.


erbindlichkeit ersten Grades für einen jeden ist die Satzform. Als relevant für Unterscheidungsmerkmale erweist sich insbesondere der zusammengesetzte Satz; an seinen Knotenpunkten zeigt »Bonaventura« eine entschiedene Bevorzugung für die konzessive Kon­junktion »obgleich« (anstelle von »obschon«, »wenngleich« ...) und die adversative bzw. temporale »indeß« (anstatt von »in­dessen«); zudem im Relativsatz von Frank festgestellt eine Abneigung gegen das Pronomen »welcher« ... (Stattdessen: Tabelle S. 7).

-------------------------------------------------------------------------------------------

5)  Hegel, Wissenschaft der Logik. Erster Teil. Die objektive Logik (Zweites Buch): »Der Unterschied". Zitiert nach: G.W.F. Hegel, Wer­ke in 20 Bänden, Bd. 6 (Frank­furt/Main 1969), S. 46

- 6 -
Weiter
Top
http://www.fleig-fleig.de/