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I  Philosophica
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI GERMANISTICA
A Der alte Goethe
B Zu Theodor Fontane
C Zu »Bonaventura«
Vorbemerkung
Literar. Identität
Mikrostilistik
Exlusionsphase
›Memnon‹-Nacht
Name und Maske
D Zu Aug. Klingemann

PSEUDONYM UND TIEFENHERMENEUTIK. LITERARISCHE IDENTITÄT
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ausschließend Identischen.  Eine gleiche Kapitulation spricht aus der verbreiteten These, nur ein Zufallsfund aus dem Die­ne­mannschen Verlagsarchiv könne das Problem lösen. Als Eingeständnis des Nichtwissens hilft dies weiter, nicht aber als ein Ig­no­rabimus; zudem wäre etwa eine Vorschußquittung mit Namen nichts als eine Spur, über deren Triftigkeit einzig die In­ter­pre­ta­tion des Lebenswerkes als Texte-Kritik befinden kann.2)


Das beispiellos Verschlossene dieses Buchs verlangt eine Interpretation, die das Grundproblem der »Nachtwachen« neu auf­nimmt, um es an ihnen selber und gegen sie zu definieren: »Identität« oder »Selbst«. Davon enthält die Frage nach dem Ver­fasser gerade einen Vorbegriff; was in der bestimmten Identität zu denken ist und was nicht, soll als Identifizieren Zug um Zug versucht werden.

    Den auch taktisch sich unterscheidenden Vorschlägen für »Bonaventura« ist im Ansatz gemein, daß sie von markanten, ob offenliegenden oder versteckten Textmomenten der »Nachtwachen« her Ausschau halten nach einem Literaten, zu dem die Seltenheiten wohl passen möchten. Überhaupt zum Problem gemacht wurde dies bestätigende Vorgehen erst durch die Prager Dissertation von Karl Hofmann (1921), der das Summieren von inhaltlichen(?) Parallelen durch Schultz und Frank(?) angreift und stattdessen auf nicht-willkürliche Funktionswörter achtet; vergleicht er den Befund bei »B« ohne weiteres mit dem auch von ihm vermuteten Brentano, so ist er wohl der erste, der sich (systematisch) einem Scheitern aussetzt; doch blieb auch hier abgesehen von den fehlerhaften Kombinationen in seinem statistischen Verfahren3) der Kreis der Kandidaten willkürlich.

    Und hier liegt der andere Grund für das Verrannte des Forschungsstandes: Der in Frage Kommende ist entweder von der mehr oder minder argen Belesenheit mit ihren diffusen Relikten gesteuert oder wird engstirnig an bestimmten Be­rüh­rungs­punkten erwartet, wie durch Schultz, der im Umkreis des Peniger Journals recherchierte. Sein Ausgang ist wenigstens ein­seh­bar, während jener sich nur auf Anmutungsqualitäten berufen könnte faktisch zeigt nur Frank die Karten vor, wenn er, um »nur alle irgend in Betracht kommenden Romantiker« auf das Dativ-e hin durchzusehen, gerade zwanzig Autoren anführt; und

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2) Postskript 2011) Dieser kleine Vorbehalt würde auch für den überraschenden und schönen Fund von Ruth Haag gelten, die bei einer Nachlaßbearbeitung im Amsterdamer Universitätsarchiv auf ein Verzeichnis der Werke Klingemanns von fremder Hand stieß, in das Klingemann 1830 eigenhändig die Nachtwachen als sein Frühwerk einfügte. Vgl. Ruth Haag: Noch einmal. Der Verfasser der Nachtwachen von Bonaventura, 1804. In: Euphorion 1987 (Bd. 81, Heft 3, S. 286-297). Siehe die Pho­to­kopie dieser Selbstzuschreibung Klingemanns.

3)  Jeffrey L. Sammons, The Nachtwachen von Bonaventura. A Structural Interpretation (London/The Hague/Paris I965), S. 20-27

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