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BILDER FONTANES GEGEN DEN TOD. GRETE  MINDE

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Bildquellen: www.thebackpacker.de/wp-content/uploads/2011/08/greteminde.jpg

http://foto-folker.de/wp-content/uploads/2016/09/Tangerm%C3%BCnde-14-1.jpg


gegen Ende der Aufführung des "Jüngsten Gerichts" mit Gretes damaliger Errettung aus den Flammen, hal­lu­zi­natorisch bereitgestellt war, dieser Austausch von Idol und eigenem Leben vollendet sich jetzt für Valtin, wenn sein Sarg von vier Puppenspielern zu Grabe getragen wird. Aufgebahrt liegt er auf einer Leiter und wird so auf den er­sten Schritt seiner Flucht mit Grete gebannt, ja dann doch weiter zurückgeführt auf die Gartenszene, als Gre­te vor dem ihr geraubten Brautkuss schon auf eine solche Leiter geflüchtet war. Beigesetzt wird Valtin nun unter einem Fliederbusch neben einer Hanfstaude, auf der sich sogleich wieder ein Hänfling wiegt.8

   Kräftig dann noch einmal die Stilisierung der Gebärden Gretes, wie zum Aufflug und zur Apotheose ihrer Kindheit, wenn sie beim Wiedersehen der Heimatstadt vor Freude mit der Hand hinübergrüßt, später in ihrem Rechts­fa­na­tis­mus und schon aufloderndem Wahnsinn "mit ihrer Hand zu der Mondscheibe hinauf" grüßt und höher hin­auf schaut "in den goldenen Reigen" der glitzernden Sterne, beide Hände um Erbarmen ausstreckend.9 Noch einmal das verwunschene Ausgangsbild des Nestes, wie sie, in einer Scheune versteckt, schlafend im Werg sitzt. Und wie sie, um den Scheunenbrand und seine Ausbreitung abzuwarten, auf der "sonderbaren Leiter" ei­nes zerbrochenen Treppenstücks zum Tangermünder Festungsturm hinübersteigt, droben Kinderlieder vor sich hin summend. Zuletzt steigt sie über eine Wendeltreppe und ein "Geflecht von Leitern" in den Glo­cken­stuhl der Stadtkirche, die letzte Leiter nach sich ziehend – ihr Transzendieren hin zu Valtin.


*


" ... Und immer nur durch die glückselige Vorstellung aufrechterhalten: 'Und wenn sie dich suchen bis an den jüngsten Tag, sie finden dich nicht.' " Dieses Glücksgefühl im Versteck, das noch dem alten Fontane un­be­greiflich war, ist offenbar ein utopischer Tiefenaffekt, der ein Leben lang virulent bleibt und alle möglichen Ausdrucksformen finden kann. Fontanes drei Kriminal- und Gewalterzählungen, in denen das Versteck das getötete

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In den Sinn kommen mag einem hierbei Gretes grausiges "Lieblingsmärchen" (N III, 8) vom Ma­chan­del­boom, in dem das von der Stiefmutter geschlachtete Brüderchen dem Vater vorgesetzt wird. Aus den Kno­chen, die das Schwesterchen unter dem Baum vergraben hat, erhebt sich das ermordete Kind in Vogelgestalt, führt im Gesang hartnäckig Klage und kann schließlich in ursprünglicher Gestalt wiedererstehen. Fontanes Ribbeck-Gedicht scheint diesem Märchen das Überdauern im Baum und die anthropophagischen Grundierung zu verdanken.    9 N III, 78 und 83f.

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Oben: Relieftafel ›Grete Minde‹ von Karolin Donst am Stadtbrunnen von Tangermünde (2006), in Erinnerung an den Stadtbrand)
Darunter: ›Grete Minde‹, Bronzeskulptur der 1619 nach Folter zum
Feuertod (›Schmö­chen‹) Verurteilten; Skulptur von Lutz Gaede (2009)
vor dem damals schwer be­schä­dig­ten Hi­sto­ri­schen Rathaus
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