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Bernhard Goetzke in DER MÜDE TOD (Bildausschnitt)



„Zehn Filme. Und immer habe ich die gleiche Geschichte erzählt ... Todesboten” 1:49:43
Quelle: www.kulturraum-favoriten.at/stumm&laut/stumm&laut8.htm



Munro hingegen hat diesen Gedanken nun in dem großen Streitgespräch zu behaupten, das er mit Gor­don in dem „Con­cord”-„Wohnmobil” führt. Ei­gent­lich, so Gor­don, hätten die ihn ver­folgenden „Zinswucherer” Recht. „Eine Geschichte woll­ten die, sonst nichts ... und zwar in Farbe”. Er hät­te sie da­mals mit der Er­klä­rung über­zeugt: „Ich hab ’ne Geschichte, ,The Sur­vi­vors’. Handelt vom Überleben. Wir wollen doch alle über­le­ben, oder?” Un­ver­se­hens be­dient sich dann Gor­don der Me­­ta­pho­rik des schützenden Hauses: „Eine ganz alte Leier: Ohne Ge­­schichte bist du auf­ge­schmis­sen. Ein Film oh­ne eine Ge­schich­te, das hält nicht. Ge­nau­so­gut könn­test du ein Haus ohne Mauern bauen ... Filme brauchen Mau­ern, Frie­d­rich. Es geht nicht oh­ne Mau­ern, ver­stehst du?” Munro, der jetzt zum er­sten­mal ne­ben ihm auf dem Rücksitz zu sehen ist und nur noch die auf­ge­sta­pel­ten – un­ge­fähr zehn – Film­rollen zwi­schen sich und Gordon hat, ent­geg­net: „War­um Mau­ern? Der Raum zwischen den Per­so­nen kann die De­cke tra­gen ... den Raum zwi­schen Men­schen.” Gor­don: „Du sprichst von Realität. Scheiß doch auf die Re­a­li­tät! Wach doch end­lich auf! Im Ki­no geht’s nicht so wie im Le­ben. Da­von haben die Leute schon ge­nug. Die wol­len Ablenkung.” Bei die­sen Wor­ten greift sich Gor­don ans Herz und be­ginnt mit sei­nem pe­ne­tran­ten „Hol­ly­wood”-Song, der aber wie­der­holt auf den nachfol­genden Monolog Mun­ros ein­geht. Das Ge­sicht ab­wen­dend und die Hand­flä­chen so ge­gen­ei­nan­der pressend, daß sich alle zehn Fin­ger ab­sprei­zen, zieht dieser seine künst­le­ri­sche Bi­lanz: „Ich hab zehn Fil­me ge­macht, Gor­don. Zehn Fil­me. Und im­mer habe ich die gleiche Ge­schichte er­zählt. Zu An­fang war es ganz ein­fach. Da ging’s von Ein­stel­lung zu Ein­stel­lung. Aber jetzt habe ich Angst, am Abend vorher. Jetzt weiß ich, wie das Er­zäh­len geht. Un­wei­ger­lich läuft den Ge­schich­ten das Le­ben aus. Und sie sind tot, un­wei­ger­lich tot. Geschichten haben einfach zu viel Regeln ... Tod. Das ist die gro­ße Ge­schich­te. Da­von han­deln sie al­le. To­des­bo­ten.” Auch er war sich der­weil übers Herz hingefahren und umfaßt nun zum ersten­mal Gordons Arm, der nur noch ent­geg­net: „Der Tod, Frie­d­rich, dar­um dreht sich doch im Grun­de ge­nom­men al­les in dieser Welt. Nur Liebesgeschichten sind noch grö­ßer.(1:49:36-1:51:31)

Fritz Lang erläuterte 1965, wie er dieses Salomo-Wort für seinen Film ,Der müde Tod’ (1921) einsetzte und wie es die Frau verkennt, die ihren vom To­de be­droh­ten Geliebten retten will: „Die Handlung spielt zwischen den zwei Glockenschlägen einer Turmuhr um Mitternacht. Sie hat das Ho­he­lied Sa­lo­mos ge­le­sen, in dem es heißt: ,Die Liebe steht stark wie der Tod ...’ In ihrem Verlangen glaubt sie nun, die Liebe sei stärker als der Tod, al­so kämpft sie, und der Film er­zählt die Ge­schich­te dieser drei Kerzen <die Lebenslichter dreier Menschen>. Alles, was das Mädchen un­ter­nimmt, um ih­ren Ge­lieb­ten zu ret­ten, bringt ihn dem Tod nä­her – ein Kampf gegen das Schicksal”.13)

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