Weitergeführt
wird die
(auch palmblattförmige)
Streifenmusterung
bzw.
die speziellere Hand-
und Fingergestik
in
der Gegenszene mit Crystal Ling, der mit Ryan insgeheim
Verbündeten, die Hammett im Sessel schlafend bei sich
vorfindet. Alles ist jetzt mit Streifen überzogen, Wände, Boden,
Mobiliar und die Besucherin selbst, die längere Zeit
vor jenem Lampenschirm mit dem gelbbraunen, schwarz
gestreiften Palmblatt gezeigt wird – das Oberteil ihrer
gelbbraunen Bluse weist ebenfalls ein vertikales schwarzes
Streifenmuster auf.
„Das ist eine sehr männliche Wohnung”, beginnt
sie sogleich, streichelt mit ausgebreiteten
Händen über den Sessel hin, spreizt bei ihren Ausführungen
immerfort die Finger ab und läßt sie überallhin
spazieren. Als sie an seinen Fingern zu knabbern
und zu lutschen beginnt, glaubt er besser gehen und ihr seine
Wohnung als Zuflucht überlassen zu müssen. Er
flieht diese Circe und ihre unmißverständlich
pornographische Aura; so präsentiert sie sich denn auch in
dem zu sexuellen Erpressungszwecken
gedrehten Streifen ,Mr. Wolfe comes to call’ mit
einem übergroßen palmblattähnlichen Hut.
Hammetts
Verabschiedung und neue Existenz
Die
Streifenmusterung, die diesen Film auch durch versteckte künstliche
Lichtquellen visuell beherrscht, ist
also durch und durch ambivalent. In
der Licht-und-Schatten-Bildung melancholisch grundiert,
bezeichnet sie primär die
weltdeutende und -umgestaltende Potenz
des Schriftstellers, die
Versuchung seiner Selbstüberhebung und zugleich
die Bedrohung durch
eine Realität,
mit der sich ein um Authentizität bemühter
Kriminalschriftsteller wie kein anderer
einzulassen hat. Die entsprechenden
Anzüglichkeiten der Vertreter dieser Realität kann Hammett
weithin ignorieren, so Crystals Urteil
(„ein zweitklassiger Detektiv”), Hagedorns
maliziöse Bemerkung (einst „ein Pinkerton-Mann, und heute –
Meister der Kriminalschwarten”) oder
auch O’Maras spöttischen Rat („Gehn Sie wieder an
Ihre Schreibmaschine!”). Fong jedoch, der das gestohlene
Manuskript aus der Schreibtischschublade
hervorgezogen hat, verwickelt Hammett in einen
kleinen Dialog: „Ist das alles Phantasie? Oder
haben Sie Ihre Stoffe aus dem Leben?” „Aus
der Wirklichkeit, Mr. Fong. Aber ich schreibe auch
Gedichte, die ich Ihnen gern mal zeige.” „Ich
fürchte, Sie haben da etwas zu viel Phantasie
entwickelt. Sie werden bemerken, ich bin
nicht so leicht zu handhaben wie Ihre Romanfiguren!”
„In diesem Fall ziehe ich es vor, mich zu
verabschieden.” Woran ihn jedoch der
Leibwächter hindert. Wirklich gefährlich nun, seine
Identität als Schriftsteller bedrohend,
ist allein der ehemalige Lehrmeister
Jimmy Ryan,
ein Alter Ego, das Hammett erst abschütteln muß,
ehe er zu sich selbst, zu einer eigenen Schreibweise
finden kann. „Ich schreib’ was Besseres”,
erklärt er nach dem Verlust des Manuskripts, macht dann
freilich noch den Rekonstruktionsversuch
mit den Resten aus dem Papierkorb, bis auf einmal die
dazugehörigen Phantasiebilder
von jener anderen Phantasieszene
mit Ryan abgelöst werden, der ihm empört das Ausplaudern
seiner detektivischen Erfahrungen
und Tricks vorwirft und danach auf ihn schießt –
Hammett zieht, die Pistole in der Hand, spontan
dagegen, bleibt aber bis zur Abblende sichtlich
niedergeschlagen.
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