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IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
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DARSTELLUNGSTECHNIK

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ZUR DARSTELLUNGSTECHNIK

   



Meine Kindheitserinnerungen[1] zeichnete ich in einer chrono­logischen Anord­nung auf, die so locker gehalten war, daß ich im­mer wie­der zu thematischen Gruppie­rungen übergehen konnte. Viele beiläufige Szenen und Emp­fin­dun­gen nämlich wären oh­ne sol­che Sam­mel­punkte wie „Kinofilme und Kinos” oder „Kleines ABC der Sü­ßig­kei­ten” überhaupt nicht mehr zur Erinnerung ge­kom­men. Die­se An­ord­nung hatte den Vorteil, daß sie frei von Ver­knüp­fungs­zwän­gen war und vor allem den Frag­menten aus frü­her Kind­heit am be­sten gerecht wurde. – Für die Groß­glie­de­rung in Zeiträume hielt ich mich an unsere Wohnungswech­sel.


Bei der Erinnerungsarbeit stützte ich mich immer auch auf Photographien. Sie waren meist ziemlich genau da­tier­bar, er­mög­lich­ten in ihrem realistischen De­tail­reichtum allerdings oft kaum mehr als ein Wie­der­er­ken­nen, das nur ge­le­gent­lich Er­in­ne­run­gen im en­ge­ren Sin­ne freisetzen konnte. Den vielen fahlen, ver­wisch­ten oder fra­gmentierten Erinnerungsbildern suchte ich in mei­ner Be­schrei­bungs­spra­che mög­lichst na­he zu blei­ben, fand die Sze­nen aber oft schon mit Vo­kabular aus einer deutlich spä­te­ren Zeit be­legt, und sei es nur mit ei­ner so simp­len tech­nischen Bezeichnung wie „Ofenklappe”, die ich als knapp Dreijähri­ger ver­mut­lich noch nicht kann­te, aber in mei­nem Er­innerungsbild als solche, fun­ktionell, vor Augen habe. In der­ar­ti­gen Fäl­len ver­suchte ich kei­ne künst­li­che Nai­vi­tät zu entwickeln, zumal solche sprachlichen Über­ar­bei­tun­gen durch­aus erst in späterer Kind­heit oder Ju­gend er­folgt sein dürf­ten (allenfalls kennzeichne­te ich ein mir da­mals zweifellos nicht ge­läu­fi­ges Wort durch Spitz­klamme­rung).

   Ein nützlicher Schutz hingegen vor gedankenlosen und un­nötigen Ana­chro­nis­men wie den ab­strakten Bezeichnungen des Er­wach­se­nen war der erwähn­te Ge­brauch des Präsens, das eben­so wie die wech­seln­den kindlichen Anredefor­men für die Eltern oder wie ein schlich­ter Satzbau die Auf­merk­sam­keit auf die Per­spek­tive des Kindes wachhielt. Ich mochte mir damit freilich noch so viel Mü­he ge­ben, so war es doch selbst­ver­ständ­lich immer der Erwachsene, der seine Er­in­nerungen beschrieb und auch die Be­ob­ach­tun­gen des Kin­des nun ge­mäß sei­nem weit entwickelteren Sprachgefühl vortrug.

   Reflexionen über das Erinnerte oder auch ergänzende Bemerkungen Dritter hob ich von dem eigentlichen Er­in­ne­rungs­text ty­po­gra­phisch durch diese Kursivschrift deutlich ab.

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[1] Horst Fleig, Odyssee in die Kindheit. Selbstversuch zur Erinne­rungsbeschreibung (2., stark ver­änderte Aufl. bei ‚Books on De­mand’ (Norderstedt 2006); 263 S., ISBN: 3-8334-4517-3. Der vorlie­gende Essay resümiert die Vorüberlegungen und Nach­be­trach­tun­gen je­ner auto­biographischen Aufzeichnungen.

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