Home
Impressum
RUTH FLEIGS GALERIE
Schulkinder malen
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
A ZUR ANTHROPOLOGIE
Sloterdijk-Habermas
Pico della Mirandola
Michel de Montaigne
J. G. Herder
Max Scheler
Helmuth Plessner
Rück- und Ausblick
B ERINNERUNGSBILDUNG
Schock der Rückkehr
Erinnerungsautomatik
Wuchernde Phantasie
Seel. Raumpositionen
Sprache und Erinnern
Besuch als Korrektiv
Identitätsfragen
Steuernde Phantasie
Über das Vergessen
Biogr. Stimmigkeit
Proust. Doppelgänger
Psychobiologisches
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI Germanistica

HELMUTH PLESSNER

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------


Wo die Grundbedingungen der Existenz, die dem an­de­ren ge­gen­über Re­spekt und Distanz ge­bie­ten, ver­letzt wer­den, ist der Mensch zu einer neuen – und sei es re­vo­lu­tio­när erstrittenen – Or­ga­ni­sa­tion des Zu­sam­men­le­bens be­rech­tigt.65


Seine fundamentalethischen Thesen hat Plessner in der Fol­ge­zeit als kriti­scher Zeitgenosse im­mer wieder kon­kre­ti­siert, dies nicht zu­letzt in kultursozio­logischen Stu­di­en wie der zu Beginn sei­nes Gro­nin­ger Exils verfaßten Schrift Das Schicksal des deutschen Gei­stes im Ausgang sei­ner bür­ger­li­chen Epoche (1935). Sie fand erst 1959 un­ter dem Ti­tel Die verspätete Nation. Über die poli­ti­sche Ver­führ­bar­keit bürgerlichen Gei­stes weithin Be­ach­tung und be­han­delt die so­zi­al­ethi­sche Ab­stump­fung des deut­schen Bür­ger­tums, dessen pro­testantisch-idealisti­sche Ideologie der ,In­ner­lich­keit’ in ih­rem Res­sen­ti­ment ge­­gen die Sphä­re der Politik bei gleichzeitiger Ver­herr­li­chung tech­no­lo­gi­scher Ef­fi­zi­enz dem Na­tio­nal­­so­zia­lis­­mus zugearbeitet habe. Für die Zukunft sah Pless­ner be­­son­­ders in den ge­netischen Tech­no­lo­gien ein ge­fähr­li­ches Po­ten­tial:



Nachdem der Nationalsozialismus mit dem Biologismus Ernst ge­macht hat, scheint die Sache ein für allemal er­le­digt zu sein. Aber man täusche sich nicht, ihre Ak­tua­li­tät ist ungebrochen. Die Fra­ge einer möglichen Pla­nung der Erb­sub­stanz überlebt die di­let­tanti­schen The­­o­ri­en aus der Zeit der letzten Jahrhundertwende und die ver­bre­che­­ri­sche Pra­xis des Dritten Reiches. ... In ein, zwei De­zen­ni­en wird es der schöpferische Eingriff in das Le­ben selbst sein, der die Politik zu Ent­schei­dun­gen zwingt.”66


Über den möglichen Ausgang solcher Entscheidungen macht sich Plessner nichts vor. „Der Homo Fa­ber ... wird auch aus Menschen Instrumente machen, wenn es ihm in den Kram paßt.”67 Das ist sa­lopp in der Re­deweise de­rer for­mu­liert, die so leichtfertig oder schon ge­wis­sen­los vorgehen wür­den und stimmt zu­gleich zu Pless­ners Theorem, daß 

-------------------------------------------------------------------

65 a.a.O., S. 345

66 Die Emanzipation der Macht (1962); Wiederabdruck des Auf­sat­zes in dem Sammel­band Diesseits der Utopie. Aus­ge­wähl­te Bei­­trä­ge zur Kultursoziologie (Düsseldorf/Köln 1966, S. 190-209 (Zi­tat S. 200) 

67 In dem Vortrag Unmenschlichkeit (1966); abgedruckt in Dies­seits der Utopie, a.a.O., S. 221-229 (Zitat S. 225)


- 40 -

ZurückWeiter
Top
http://www.fleig-fleig.de/