Home
Impressum
RUTH FLEIGS GALERIE
SCHULKINDER MALEN
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
A ZUR ANTHROPOLOGIE
Sloterdijk-Habermas
Pico della Mirandola
Michel de Montaigne
J. G. Herder
Max Scheler
Helmuth Plessner
Rück- und Ausblick
B ERINNERUNGSBILDUNG
Schock der Rückkehr
Erinnerungsautomatik
Wuchernde Phantasie
Seel. Raumpositionen
Sprache und Erinnern
Besuch als Korrektiv
Identitätsfragen
Steuernde Phantasie
Über das Vergessen
Biogr. Stimmigkeit
Proust. Doppelgänger
Selbsterweiterungen
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI GERMANISTICA

RÜCK- UND AUSBLICK

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------


Scheler angesichts des angeblich drohenden Nihilismus als Lösung vorschlägt, ist im Grunde die zeit­üb­li­che derer, die nach Dostojewski und Nietzsche ihre religiöse Gebundenheit zu hinterfragen begannen und sich das Ausmaß der ihnen nicht mehr garantierten Normen vorzustellen suchten. Mit einem Schla­ge schien ihnen alles wegzubrechen: „Wenn Gott tot ist, ist alles erlaubt”.19

    Der existentielle oder auch hysterische Schauder vor der neuen, in ihren Dimensionen noch un­be­kann­ten Selbstverantwortung des Individuums ließ sie nahezu reflexartig nach einem neuen über­welt­li­chen Halt suchen. Scheler hat die Tendenz der geistigen „Entwirklichung” also dahingehend über­trie­ben, dass der Mensch, der sich aus der Natur herausstellte” und dem die Wirklichkeit überhaupt an­ni­hi­liert erschienen wäre, angesichts der Entdeckung seines dem „nun weltexzentrisch gewordenen Seins­kernes”20 vor die Alternative gestellt wurde, entweder im religiösen Glauben Schutz zu suchen oder sich im metaphysischen Denken in ein Absolutes einzugliedern. Eine solche Konfliktlösung ist al­ler­dings gerade als geistiges Verhalten nicht akzeptabel. Schon Schelers Wort vom menschlichen „Geist” als dem „Neinsagenkönner” des Lebens, der nicht nur alle Umweltverhältnisse auf eine versachlichende Distanz bringt, sondern auch zur fortlaufenden Distanzierung von der eigenen Tradition verpflichtet ist, erkennt ja implizit die konstitutionelle Fähigkeit an, auch die überlieferten metaphysischen Bindungen in Frage zu stellen und abzustreifen. Dadurch annihiliert der Mensch aber durchaus nicht all seine Bin­dun­gen und Normen, wie im nihilistischen Schockszenario suggeriert wird; selbst nach der Verabschiedung ei­nes Absoluten ist er nicht plötzlich im Nichts zu verorten, sondern hat weiterhin eben in seinen „geisti­gen” Leistungen Bestand, zu denen der Komplex der sozialen und ethischen Normen gehört. Freilich sind sie nun als 

---------------------------------------------------------------

19  Iwan Karamasows Diktum scheint noch heute als nihilistisches Schreckgespenst zu taugen, wie etwa aus einer Bekundung der „Gemeinde Christi Trier” hervorgeht: „Nihilismus beschreibt die trübste aller Welt­an­schau­un­gen, deren Anhänger alles Absolute leugnen und an nichts glauben. Danach ist alle Exi­stenz nutzlos und ohne Sinn. Der Nihilist lehnt überlieferte Glaubensinhalte als völlig unbegründet ab. Er verwirft jede objektve Wahrheit und alle sittlichen Wertvorstellungen, deren Anhänger alles Absolute leugnen und an nichts glauben. Danach ist alle Existenz nutzlos und ohne Sinn. Der Nihilist lehnt über­lie­fer­te Glaubensinhalte als völlig unbegründet ab. Er verwirft jede objektive Wahrheit und alle sittlichen Wertvorstellungen.URL (mittlerweile deaktiviert): http://gemeindechristitrier.blog.volksfreund.de/2006/05/14/­wenn-­gott-­tot-ist-­dann-ist-alles-erlaubt/

20 Scheler, a.a.O., S. 89f. 

 - 49 -

ZurückWeiter
Top
http://www.fleig-fleig.de/