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VI GERMANISTICA
  

 


Johann Gottfried Herder (1744-1803)
Gemälde von Anton Graff (1785)

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Gottfried_Herder


3. Zur Weltoffenheit des Menschen: Von Herder bis zur Anthropologie des 20. Jahrhunderts

 

Gegen Ende des 4. Buchs seiner Ideen (1784-91) scheint Herder sich auf die oben (Seite 11) zitierte Kernstelle von Picos Ora­tio zu beziehen:

Als die bildende Mutter ihre Werke vollbracht und alle Formen erschöpft hatte, die auf dieser Erde möglich waren, stand sie still und übersann ihre Werke; und als sie sah, daß bei ihnen allen der Erde noch ihre vornehmste Zierde, ihr Regent und zweiter Schöpfer fehlte, siehe, da ging sie mit sich zu Rat, drängte die Gestalten zusammen und formte aus allen ihr Hauptgebilde, die menschliche Schönheit. Mütterlich bot sie ihrem letzten künstlichen Geschöpf die Hand und sprach: ‚Steh auf von der Erde! Dir selbst überlassen, wärest du Tier wie andre Tiere; aber durch meine be­son­dre Huld und Liebe gehe aufrecht und werde der Gott der Tiere!’ Lasset uns bei diesem heiligen Kunstwerk, der Wohltat, durch die unser Geschlecht ein Menschengeschlecht ward, mit dankbarem Blick verweilen; mit Ver­wun­drung werden wir sehen, welche neue Organisation von Kräften in der aufrechten Gestalt der Menschheit anfange und wie allein durch sie der Mensch ein Mensch ward.”1

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1 Johann Gottfried Herder, Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Mit einem Vorwort von Gerhart Schmidt (Wiesbaden o.J. <1966>), S. 100f.

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