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Helmuth Plessner
Rück- und Ausblick
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Seel. Raumpositionen
Sprache und Erinnern
Besuch als Korrektiv
Identitätsfragen
Steuernde Phantasie
Über das Vergessen
Biogr. Stimmigkeit
Proust. Doppelgänger
Selbsterweiterungen
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI GERMANISTICA

HELMUTH PLESSNER

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Dass Plessner mitten im Zitat abbricht, soll gewiss nicht den Verlust des hohen menschlichen Selbstbewusstseins bezeichnen, vielmehr diese gebrochene Existenz ohne absoluten archimedischen Punkt, die gerade deshalb, in uto­pi­scher geistiger Unruhe, die Erde in so unvorstellbarem Maße bewegen kann. Sein Leben hat der Mensch ohne me­ta­phy­si­sche Transzendenz zu führen, transzendiert freilich sich und seine kulturellen Leistungen in „einer beständigen Annullierung der eigenen Thesis.58

 

Damit hat sich Plessner auch gegen die zeitgleichen metaphysischen Spekulationen Schelers in Die Stellung des Men­schen im Kosmos ausgesprochen. Explizit auf diesen Titel kommt er in einem 1939 erschienenen Aufsatz zurück und wirft Scheler darin vor, in der geistes- und kulturgeschichtlichen Situation allgemeiner Verunsicherung „auf halbem Wege stehen” geblieben zu sein. „Er hätte sich sagen müssen, daß in solcher Lage die Frage: Was ist der Mensch? nicht im Hinblick auf einen Kosmos, d.h. eine als feststehend angenommene Ordnung des Seienden und der Seinsregionen, eine Stufenordnung antik-mittelalterlichen Gepräges überdies, gestellt werden darf.”59

   Plessners postmetaphysische Position wird inzwischen von den meisten Denkern geteilt. In geistiger Herkunft und Denkstil so divergierende Philosophen und Geisteswissenschaftler wie Walter Schulz, Odo Marquard oder auch Pe­ter Sloterdijk und Jürgen Habermas haben sich – trotz unterschiedlicher Einschätzung der kulturellen Relevanz von Religiosität – ohne Aufhebens, ohne die noch lange nach Feuerbach oder Nietzsche obligaten polemischen Ausfälle gegen die Religion und ihre Funktionäre von der religiös inspirierten metaphysischen Tradition gelöst und sich 

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58 a.a.O., S. 342

59 Helmuth Plessner, Deutsches Philosophieren in der Epoche der Weltkriege (1939). Wiederabdruck in: Helmut Plessner. Gesammelte Schriften IX/Schriften zur Philosophie. Hg. v. Günter Dux u.a. (Darmstadt 2003), S. 263- 299 (Zitat S. 285f.)

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