Denn
Jim Ryan war ihm mehr als nur ein Lehrmeister und Kollege. Rührend
die Szene in Chinatown, als Hammett im Vorhof eines Bordells den
Namen des Verlorengegangenen ausruft und ein Mädchen bach
dem anderen ihn lachend imitiert: „Jimmy! Jimmy! Jimmy!” Und
noch einmal, bei der Rückkehr ins Zimmer, ruft er den Namen
hoffnungsfroh fragend aus. Wenn dann Crystal Ling ihren
falschspielenden Partner erschossen hat, bemerkt sie
Hammetts Erschütterung. „War er ein Freund von Ihnen?” „Ja, er
war ein Freund.” Crystal: „Er war clever. Er ist plötzlich
aus dem Nichts aufgetaucht, hat mich ausgehorcht und sich
in das Geschäft eingeschaltet. Sehr clever.” Hammett: „Er
war einmal der Beste, in seiner Glanzzeit ... Ich
glaube, ich hab' ihn nie verstanden.” Diese Szene mit den beiden
und dem Daliegenden wird einige Zeit lang in einer Totalen
gezeigt, wobei eine Gerüstverstrebung die drei zuerst in einer
Dreiecksform zusammenhält und schließlich, bei Hammetts
letzten Worten über Ryan, wie ein Trauerflor quer
über den unteren Bildrand gelegt erscheint (1:26:15-22). Hammett
beugt sich zuletzt zu Jim Ryan hinunter, legt beide
Hände auf seinen Rücken – in dieselbe Richtung wie die
Hände des Hingestreckten – und bemerkt noch: „War kein gutes
Geschäft, Jimmy. Du hast alles verloren,
bis auf die Nerven.” Seine im Hafenbecken jener
Perlenkette gleich schwimmenden Manuskriptseiten würdigt
er keines Blickes mehr, ja schickt ihnen noch mit dem Fuß die
letzten Seiten hinterher. Wie hohnlachend das Gekreisch einer sich
soeben aufschwingenden Möwe.
Es
waren dies Gesten einer doppelten Verabschiedung, der Reverenz
gegenüber dem alten Freund und zugleich der Lossagung oder
erst jetzt gewonnenen literarischen Autonomie.
Wirklich waren für Samuel Dashiell Hammett die Jahre von 1927-30 die
literarisch ergiebigsten, zunächst mit dem
durchgeknallten, vom beinahe omnipotenten „Ich”-Erzähler
inszenierten Großreinemachen in ,Rote Ernte’
(1927) und zuletzt mit dem
parabolischen, in der „Er”-Form erzählten
Meisterwerk ,Der Malteser Falke’
(1930). Jimmy Ryan
kommt daher in dem nach vorn weisenden Abspann
unseres Films, der die Metamorphose der
Hauptfiguren zeigt, nicht mehr vor.
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