Home
Impressum
RUTH FLEIGS GALERIE
Schulkinder malen
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
 DER STAND DER DINGE
Sintra vs Hollywood
Fords The Searchers
'The Survivors'
'Zuhause/Heimat'
'Geschichten'
Ersterben der Kamera
   HAMMETT
Zugang zu Hammett
Streifen und Perlen
Neue Existenz
'Der Malteser Falke'
Kunst des Zitierens
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI Germanistica



Showdown in Fisherman's Wharf



(1:26:16 und 1:27:00)


Denn James Ryan war ihm mehr als nur ein Lehrmeister und Kollege. Rührend die Szene in Chinatown, als Hammett im Vor­hof eines Bordells den Na­men des Verlorengegangenen aus­ruft und ein Mädchen bach dem anderen ihn lachend imi­tiert: „Jimmy! Jimmy! Jimmy!” Und noch ein­mal, bei der Rück­kehr ins Zimmer, ruft er den Namen hoffnungsfroh fragend aus. Wenn dann Crystal Ling ihren falschspielenden Partner er­schos­sen hat, be­merkt sie Ham­metts Erschütterung. „War er ein Freund von Ihnen?” „Ja, er war ein Freund.” Crystal: „Er war cle­ver. Er ist plötz­lich aus dem Nichts auf­ge­taucht, hat mich aus­ge­horcht und sich in das Ge­schäft eingeschaltet. Sehr clever.” Hammett: „Er war einmal der Be­ste, in sei­ner Glanz­zeit ... Ich glau­be, ich hab' ihn nie ver­standen.” Diese Szene mit den beiden und dem Daliegenden wird einige Zeit lang in ei­ner To­ta­len ge­zeigt, wobei ei­ne Ge­rüst­ver­stre­bung die drei zuerst in einer Dreiecksform zusammenhält und schließ­lich, bei Hammetts letzten Wor­ten über Ry­an, wie ein Trau­er­bal­ken quer über den unteren Bildrand gelegt erscheint (1:26:15-22). Ham­mett beugt sich zuletzt zu Jim Ryan hin­un­ter, legt bei­de Hän­de auf seinen Rü­cken – in die­sel­be Rich­tung wie die Hände des Hingestreckten – und bemerkt noch: „War kein gutes Ge­schäft, Jim­my. Du hast al­les ver­lo­ren, bis auf die Ner­ven.” Sei­ne im Ha­fen­becken gleich jener Per­lenkette treibenden Ma­nu­skript­sei­ten wür­digt er kei­nes Blickes mehr, ja schickt ihnen noch mit dem Fuß die letz­ten Sei­ten hin­ter­her. Wie hohnlachend das Ge­kreisch ei­ner sich so­eben auf­schwin­gen­den Mö­we.

   Es waren dies Gesten einer doppelten Verabschiedung, der Reverenz gegenüber dem alten Freund und zugleich der Los­sa­gung oder erst jetzt ge­won­ne­nen literarischen Autonomie. Wirklich waren für Samuel Dashiell Hammett die Jahre von 1927-30 die literarisch ergie­bigsten, zu­nächst mit dem durch­geknallten, vom beinahe omnipotenten „Ich”-Erzähler in­sze­­nier­ten Großreinemachen in ,Rote Ernte’ (1927) und zuletzt mit dem pa­ra­bo­li­schen, in der „Er”-Form erzählten Meisterwerk ,Der Malteser Falke’ (1930). Jimmy Ryan kommt daher in dem nach vorn wei­sen­den Ab­spann un­se­res Films, der die Me­ta­mor­pho­se der Hauptfiguren zeigt, nicht mehr vor.


- 8 -

Zurück
Top
http://www.fleig-fleig.de/