Ethans
barbarisch anmutende Rachsucht droht die ersehnte Heimkehr zunehmend
zu vereiteln. Die
Lösung dieses odysseischen Zielkonflikts
sucht Ford wie schon LeMay selbstverständlich nicht mehr in
einem antiken, sondern im christlich-humanistischen Horizont. Der
Verzicht auf Rache gilt so auch für den reflektierten „europäischen”
Regisseur Munro, der allerdings alles daransetzt, seinen
abtrünnigen Produzenten Gordon zu einer Aussprache zu stellen.
Der
Filmemacher Wim Wenders weist denn auch die vier- oder dreigliedrige
Klaue keiner Person ausschließlich zu. Wohl trägt Gordon
ein
besonders ostensibles Exemplar in seiner
Hemdmusterung,
doch wird dies erst in dem Augenblick enthüllt, als er von seinen
Geldgebern zu erzählen beginnt. Diese „Klaue”
alias Mafiahand steht
demnach primär für eine dem Profit hörige Filmbranche,
die
sich – nicht nur von „Kredithaien” wie denen hinter Gordon –
immer wieder zu Konzessionen an den vermeintlichen Massengeschmack
nötigen lässt. Wie bei John Ford das Vergeltungsprinzip greift hier
diese Korruption auf alle davon Betroffenen über, die darum hier wie
dort, nach dem Ausmaß ihrer Beteiligung, das jeweilige Stigma des –
mitverschuldeten – Untergangs tragen.
Wie
Wenders Fords Film und LeMays Buch aufnimmt und in seine eigene
Thematik umsetzt, lässt sich am besten an dem Nachtstück erkennen,
in dem Munro aus seinem Alptraum gerissen wird
(45:15-47:31):
Mit
der skalpähnlich geformten Puppe seiner Tochter Julia daliegend,
ruft der wohl von der „Sea-of-stones”-Szene Träumende aus:
„Lasst mir meinen schwarzen Stein, meinen Stein! Gordon, ich
seh dich ...” Wie zur Antwort zersplittert daraufhin eine
Fensterscheibe und wird vom Seesturm ein massives Objekt ins Zimmer
geschleudert: Es
ist ein schwarzer dreigliedriger Strunk,
der mehr einer Klaue oder auch schon einem verkohlten Kadaver
gleicht. Als der aufgeschreckte und von einigen der umher gewehten
(Film-)Fotos bedeckte Munro sich langsam erhebt, ist neben ihm an der
Wand die Zeichnung eines umrisshaft skizzierten Objekts zu sehen, das
wie von zwei Pfeilen durchbohrt aussieht: Es ist eine Skizze dieser –
soeben vom Meer attackierten – Hotelanlage mit dem gigantischen
Pool! Munro steigt durch die zersprungene Fensterscheibe. Nach dem
Schnitt erblickt man die tosende See. Munro steigt zurück, doch ist
noch einmal in einer Nahaufnahme die Stelle zu sehen, wo ein Brecher
durch die Mauerlücke herein schlägt.
Im
Off hat derweil Munro die Stelle aus ‚The
Searchers’ über
einen für Martin unheildrohenden Stumpf
eines schwarzen Wacholderstrauchs zu
lesen begonnen. Dieser hätte für ihn jedes Mal „beinah
die Form eines Menschen oder
eines verschrumpften Leichnams. Einen Arm ausgestreckt mit einer
gekrümmten Geste des Schmerzes oder vielleicht warnend”. So
unerklärlich ihm das „Gefühl von unabwendbarem Verderben” sei,
so sehr sei er doch davon überzeugt, „daß das ein Zeichen für
ihn darstellte”. Munro schlägt das Buch zu und zitiert daraus noch
aus dem Gedächtnis eine nachfolgende Stelle: „Eine böse
Weissagung erfüllt sich immer”. Dann legt er jene Zopfskalp-Puppe
auf den Strunk ab und fällt in ein wie hysterisch schluchzendes
Lachen.
Gleicht
nicht jener ins Zimmer geschleuderte Strunk tatsächlich einem toten
Lebewesen, dem eine Gliedmaße fehlt? Alan LeMay beschreibt in seinem
Roman ,The
Searchers’ die
in John Fords Film ausgesparte Szene, wie Amos (Ethans alter ego) mit
dem von den Komantschen abgetrennten
Arm der skalpierten Martha hervorkommt.
Er drückt ihn mit dem Blick eines
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