Dome in Los Angeles losfährt, um seine Verfolger, die im Auto sein geparktes Cabriolet umkreist hatten, abzuschütteln: Er fährt dabei eine große 8-förmige Schleife. Das ist also nicht so sehr ein Fingerzeig auf Coppola, als vielmehr eine stilgerechte Anspielung auf „Sam Spade” selbst und dessen Tricks beim Abschütteln – wobei man in Gestalt der 8 noch das Doppel-S der Initialen verschlungen wiederfinden kann. Ähnlich intrikat macht es Wim Wenders in seinem Film ,Hammett’, der, wie zu sehen sein wird, etliche Anspielungen auf Sam Spade und dessen Gegenspieler in Hammetts ,Der Malteser Falke’ enthält (vor allem über John Hustons Verfilmung).
Wie diese kleinen Szenen sich als überformt erweisen, so auch die Filmfiguren, die dadurch ihrer biographischen Eindeutigkeit enthoben werden. Wenn Joe CORBY wegen des fehlenden Filmmaterials und zur Beisetzung seiner Ehefrau nach Kalifornien zurück will und nun mit dem Reisegepäck durch einen Lattenzaun wie durch die Schlitzstreifen eines Zoetrops gefilmt wird, so dürfte dies gar eine mehrfache Überformung sein (56:38-57). Zunächst kann dies tatsächlich ein ironischer Gruß hin zu Coppolas ,Zoetrope’-Studios sein, in denen derweil Wenders’ Dreharbeiten für ,Hammett’ auf Eis liegen. Zugleich scheint Wim Wenders wieder an Sprache und Stil seines Kriminalautorenfilms selbst festzuhalten, denn ein bedeutsames kryptisches Gestaltungsmittel von ,Hammett’ ist genau dieses vielfältig (auch palmblattförmig) abgewandelte Streifenmuster. Darüber hinaus darf man die zoetropische Rasterszene wohl auch als kinematographische Geste des Trostes für den Kameramann Joseph BIROC verstehen, der die erste verschollene Fassung von ,Hammett’ drehte.
Eingebunden in die kryptische Zeichensprache von Wenders’ ,Stand der Dinge’ wird sogar der berüchtigte, scheinbar alles unter Kontrolle haltende Computer, der von dem Drehbuchautor Dennis als „Gordons Gehirn” tituliert wird. Die in ihm gespeicherten Standbilder nämlich, die Munro in Gordons Villa betrachtet und ausdruckt, kommen ebenfalls in Rasterstreifen zerlegt ans Licht. Eines davon gehört zur Anfangsszene („Sea of stones”) von ,The Survivors’, und andere Bilder stammen aus dessen Vorlage, Allan Dwans Film ,The Most Dangerous Man Alive’ (1961). Zuallerletzt entwickelt sich aus diesen Rasterstreifen die Abbildung einer aufgelegten flachen Hand (lat. palma), die bei der hier gezeigten Filmproduktion an eine Mafiahand und damit an Coppolas ,Der Pate’ gemahnen mag.
Das Streifenmotiv und speziell die bis zur Klaue hin transformierbare Hand(fläche) möchte ich im Folgenden als die kryptische Leitsymbolik dieses gegen Hollywood sich wendenden europäischen Films ,Der Stand der Dinge’ näher untersuchen.
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