PICO DELLA MIRANDOLA
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dir selber wünschst, nach deinem eigenen Willen und Entschluß erhalten und besitzen kannst. Die fest umrissene Natur der übrigen Geschöpfe entfaltet sich nur innerhalb der von mir vorgeschriebenen Gesetze. Du wirst von allen Einschränkungen frei nach deinem eigenen freien Willen, den ich dir überlassen habe, dir selbst deine Natur bestimmen. In die Mitte der Welt habe ich dich gestellt, damit du von da aus bequemer alles ringsum betrachten kannst, was es auf der Welt gibt. Weder als einen Himmlischen noch als einen Irdischen habe ich dich geschaffen und weder sterblich noch unsterblich dich gemacht, damit du wie ein Former und Bildner <’plastes et fictor’> deiner selbst nach eigenem Belieben und aus eigener Macht zu der Gestalt dich ausbilden kannst, die du bevorzugst. Du kannst nach unten hin ins Tierische entarten <’degenerare’>, du kannst aus eigenem Willen wiedergeboren werden <’regenerari’> nach oben in das Göttliche.”1
Pico besteht auch in eigenen, nicht nur rollensprachlichen Formulierungen darauf, dass sich das mit einem freien Willen begabte „Chamäleon” Mensch allererst die zu ihm passende Gestalt geben müsse: „Wir sind geboren worden unter der Bedingung, daß wir das sein sollen, was wir sein wollen.”2 Diese Wahlmöglichkeiten freilich unterlagen für den christlichen Humanisten von vornherein einer ethischen Bewertung, die es ihm denn auch erlaubte, pejorativ von „entarteten” Formen der Selbstgestaltung zu sprechen. Auch wenn der 24jährige Pico wegen etlicher seiner Kongressthesen als Ketzer verdammt wurde, gab es für ihn doch noch die unbedingte Rückversicherung durch eine transzendente Instanz, die mit ihrem Heilsversprechen und anderen Begünstigungen ihres Ebenbildes aufwarten konnte und mit welcher der menschliche Geist in der christlich-neuplatonischen Tradition eines Aufstiegs zum Höchsten sich noch vereinigen könnte: Geleitet von der „allerheiligsten
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1 Giovanni Pico della Mirandola, Rede über die Würde des Menschen/Oratio de hominis dignitate, hg. und übersetzt von Gerd von der Gönna (Stuttgart 1997), S. 9 2 a.a.O., S. 13 („nati sumus condicione, ut id simus, quod esse volumus")
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