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Friedrich Munro, dessen Hand auf Alan LeMays Buch ruht (1:18:12)



Der Schauplatz, diese entlegene und permanent von den Atlantikbrechern attackierte Hotel­ruine, beschleunigt den Zer­fall der Gruppe. Es ist ein Ort der Ausweglosigkeit und eines kommunikativen Stillstandes, wie er schon ein­mal bei ähn­li­chem Zeitvertreib in einem fast men­schen­lee­ren Hotel inszeniert wurde, in Ingmar Bergmanns ,Das Schwei­gen’ (1963). Berg­manns Film scheint denn auch die Figur der Joan zu ent­stam­men, die in dieser Nacht noch drei­mal bei ihrem Vi­o­lin­ge­stüm­per oder dem rhythmisch sie noch im Bett be­herr­schen­den Me­tro­nom zu se­hen ist. Wie bei Bergmann die tod- und lie­bes­kran­ke Ester wird auch sie für kurze Zeit durch klassische Mu­sik er­löst - ei­ne kle­i­ne Wen­ders­sche Hom­mage?


LeMays Buch hat für Munro die uralte ambivalente Aura des Heiligen, es weist in seinem wiederholt zitierten Inhalt auf das dro­hen­de Un­heil hin und ist doch zugleich als Grundlage und Inspiration eines unvergeßlichen Filmwerks für ihn ein Un­ter­pfand, eine Ver­füh­rung, die auch der er­nüch­tern­de Kameramann Joe nicht eigentlich erschüttern kann. Ein­ge­führt wird das Buch über eine Geste des Ver­trau­ens, in­dem Munro der noch im Ko­stüm der ,Sur­vivors’ ge­klei­de­ten An­na das von ei­nem „gu­ten Freund” erhaltene Exemplar über­reicht; be­un­ruhi­gend frei­lich je­ner nach­fol­gen­de Schnitt von den Buch­sei­ten zu dem erlöschenden Scheinwer­fer. Am Abend steht die von nun an schwarz­ge­klei­de­te An­na mit dem auf­ge­schla­ge­nen Buch in Händen gleich einer Skulptur auf dem Dach der Hotelruine, un­ter sich Den­nis und Joe, der in die­ser aus­sichts­lo­sen Si­tu­a­ti­on nur noch „Knieschoner” (fürs Dauergebet) empfehlen könne. Da tritt der wie Doc Hol­li­day in John Fords ,My Darl­ing Cle­men­tine’ schwarz­gekleidete Munro an An­na heran und er­bit­tet sich das Buch zurück, ha­be er doch das Ge­fühl, es in die­ser Nacht zu brau­chen (es ist die Alp­traumnacht). Anna legt das Buch in seine Linke, er nimmt es hoch, preßt es mit der Rech­ten vor die Herz­ge­gend und be­dankt sich mit der For­mel des alten Mose Harper aus Fords ,The Search­ers’, Mo­se's Stimm­fall und leich­te Ver­beu­gung imitierend: „Thank you kind­ly”. Wenn er schließ­lich der an der The­ke ver­sam­mel­ten Filmcrew vor sei­nem Ab­flug die La­ge er­läu­tert, legt er die Rechte auf das ,Search­ers’-Buch wie auf sei­ne Bi­bel und erklärt: „Wie alle stehen noch un­ter Ver­trag.” Wie­der Hohn und Spott der Crew, mit Ausnahme wie­der­um von An­na, die das Buch nun behalten darf.

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