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IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI GERMANISTICA
ERINNERUNGSSPRACHE

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oder minder fest umrissenen Bedeutungsinhalte der Wörter ein von vornherein widersprüchliches Gebilde vorgelegt, das sich wohlgeordnet gibt und auf das gleichwohl die Vorstellungskraft eines jeden Lesers anders ansprechen muss? Und ist diese dop­pel­te Ungenauigkeit nicht der Preis für eine weithin mögliche Allgemeinverständlichkeit? So dass man die besonders sinnfällige sprachliche Brutalität bei der Wiedergabe von Kindheitserinnerungen allenfalls durch eine „perspektivisch” bewußte Darstellungsweise dämpfen könnte? Reflektiert und schlicht zugleich hätte ihre Sprache zu sein, müsste sich vor allem im Vo­ka­bu­lar und auch im Satzbau auf die mentale Einfalt der erinnerten Lebenszeit und deren Vokabular einlassen. Dies um so inniger, als die weithin verklungenen Bezeichnungen, etwa die wechselnden kindlichen Anredeformen für die Eltern, ihrerseits eine er­in­ne­rungs­träch­ti­ge Magie bewahrt haben dürften.

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Nach all diesen Vorüberlegungen begann ich sogleich, meine Kindheitserinnerungen systematisch aufzuzeichnen. Wo sich etwa eine (räumlich-)serielle Erinnerung anbot, war sie als solche beschrieben, doch unter Beachtung der in ihr sich anmeldenden Ein­zel­szenen, die – wie zuletzt das Kartenspielen oder die Lektüre unserer „Heftchen” – noch hinsichtlich ihrer möglichen Ei­gen­stän­dig­keit zu betrachten waren. Dabei zeichnete sich schon bald ab, dass die Unterscheidung zwischen serieller und singulärer Er­in­ne­rungs­sze­ne­rie eher idealtypischen Charakter hat, dass unterschiedliche Einzelerinnerungen den einen seriellen Hintergrund im­mer wieder durchscheinen lassen können und dass umgekehrt so mancher Impuls, der von einer seriellen Erinnerung aus­geht, dann doch nicht mehr szenisch lebendiger einzulösen ist, vielmehr eingebettet bleibt in jenen umfassenderen Wahr­neh­mungs­hin­ter­grund, der, immerhin, so noch letztes schwaches Zeugnis von dem Verschollenen ablegen kann.


Seriellen Grundcharakter mit singulären Einlagerungen haben übrigens auch jene großen schematischen Raumerkundungen, in denen ein zentraler Lebensbereich wie mit einer inneren Kamera abgefahren werden kann und der Blick zugleich, wie besonders deutlich für mein frühkindliches Rondell zu sehen war, von Einzelszene zu Einzelszene gleiten oder hüpfen mag. Gewiss sind die Wohnbereiche in späterer Zeit längst nicht mehr so wichtig wie in der frühen Kindheit, als wir noch, mehr oder minder unter Aufsicht, fester an die häusliche Umgebung gebunden blieben. Und doch haben sich selbst dann noch regelmäßig Phantasieszenen an­ge­la­gert, in denen auch die fundamentalen seelischen Konflikte des jeweiligen Zeitraums ihren Ausdruck fanden. Wie überhaupt die Phantasie bei der Erinnerungsbildung und der gleichzeitigen (unbewussten) Interpretation des Erlebten eine so diskrete wie eminente Rolle spielt.

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