Oben das Sterkrader Kollegium 1957/58 unter dem neuen
Direktor Dr. Lorenz (Bildmitte vorn): Kaum
jemand schaut in Richtung der Kamera – einige Lehrer scheinen sich gar demonstrativ
abzuwenden!
Darunter das Kollegium
von 1965, diesmal ohne seinen Direktor.
Vgl. auch die Fotos von 1970 (S. 58) sowie 2005 und 2017f. (S. 45)
Quelle: ‘Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums’ (Oberhausen 2005, S. 48 und 26)
Leiden und
Widerstreben eines Unterstufenschülers
Wegen
all dieser Probleme und Mängel spricht mich nie jemand an. Unsere
Lehrer scheint es nicht zu interessieren, warum jemand nicht
mitkommt, allenfalls „Faulheit”, „Schlamperei” und
Desinteresse werfen sie einem solchen Schüler vor oder geben dem
einen oder anderen unter uns – nicht mir – die Empfehlung, einen
praktischen Beruf zu erlernen. Hilfe von meinen Eltern erwarte ich
nicht, sie kennen sich ja im Unterrichtsstoff nicht aus, außerdem
habe ich es seit dem ersten Tag in der Grundschule ohne sie
hinbekommen.
Ende
1956 gibt mir ein ungefähr 17jähriger Pfadfinderführer, der aus
der gut sechs Kilometer entfernten Stadt Dinslaken mit dem Fahrrad
kommt, einige Male Nachhilfe in Latein, da ich bei
gleichbleibend schlechter Lateinnote nicht mit auf Fahrt gehen
dürfte. Zu meiner Verwunderung springe ich in der nächsten
Klassenarbeit von „mangelhaft” gleich auf „befriedigend”.
Doch falle ich nach dieser Eifelfahrt wieder in den alten Schlendrian
zurück.
Wie
ich nach einiger Zeit bemerke, erhält so mancher Mitschüler
regelmäßig Nachhilfeunterricht,
sogar von unserem Klassenlehrer Dr. Siebert. Ich weiß allerdings,
dass meine Eltern so etwas nie bezahlen würden und will dies im
Grunde auch nicht. So ist es mir denn ganz recht, dass meine Eltern
niemals in eine der Sprechstunden gehen und eigentlich erst
durch die von ihnen zu unterschreibenden Halbjahreszeugnisse vom
Ernst der Lage erfahren.
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