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Leiden und Widerstreben eines Unterstufenschülers
Meine Klassenarbeiten
fallen bald niederschmetternd aus, insbesondere in Latein und
Mathematik erwarte ich von Arbeit zu Arbeit, von Halbjahreszeugnis zu
Halbjahreszeugnis beklommen meine Note. Wenn mir mitunter mit einer
knappen Bemerkung oder indignierten Geste eine „mangelhafte” Arbeit
zurückgegeben wird, ist mir denn doch jedes Mal ziemlich unangenehm. Und
auch im mündlichen Unterricht muss ich mich wieder einmal dabei
ertappen lassen, nicht Bescheid zu wissen, kann mit den auswendig zu
kennenden mathematischen Formeln wenig anfangen und habe Mühe, die
lateinischen Satzkonstruktionen zu entwirren, da ich noch nicht einmal
das Vokabular genügend beherrsche.
Meine
Eltern erklären mir wiederholt, dass sie für meine Gymnasialbildung
„ein Opfer bringen”, für das ich mich nicht dankbar genug erweise.
Tatsächlich müssen sie in den ersten Jahren noch „Schulgeld” für
mich bezahlen. Ich überweise es bald am Postschalter und liefere von
Zeit zu Zeit die Quittung im Sekretariat der Schule ab. Als ungefähr
in der Quarta die Schulgeldpflicht in Nordrhein-Westfalen aufgehoben
wird, fühle ich mich ziemlich erleichtert.
Während
ich als Grundschüler nur die Schreib- und Rechenhefte zu kaufen hatte,
muss ich mir als Gymnasiast zu Schulbeginn jedesmal gleich für mehrere
Fächer die Titel der bald benötigten Bücher aufschreiben. Für die
fremdsprachigen Fächer wird neben dem Lesebuch manchmal auch eine
Grammatik fällig. Meine Eltern nehmen es still zur Kenntnis, ich
freilich glaube wiederholt ihren Unmut zu spüren. Und verzichte so im Laufe der Zeit auf etliche Hilfsmittel wie Atlanten, Wörterbücher und grammatische Übungshefte.
Und
das ging so oder so ähnlich weiter; noch Tage vor dem Schriftlichen
Abitur kaufte ich mir laut Tagebuch von einer unerwarteten
Geldüberweisung meines vorzeitig zur Bundeswehr gegangenen Bruders „ein
englisches und französisches Wörterbuch, Zirkel und anderes für
Mathematik”.
Dieser
Verzicht auf Schulbücher fällt mir aber schon deshalb nicht schwer,
weil mich die meisten kalt lassen und mir insbesondere bei Grammatiken
und naturkundlichen Büchern ist, als sollte ich mit einer fremden
und mir herzlich gleichgültigen Materie
zusammengebracht und ihr unterworfen werden. Deutsch- oder
Erdkundebücher durchblättere ich schon eher, doch mit einer
oberflächlichen Neugier und kaum jemals in der Vorfreude auf eine Sache,
mit der ich mich gründlich vertraut machen möchte.
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