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Mittw. 23.8.2000:
Unser
Tagesziel, Texas’ Hauptstadt Austin, steuern wir auf einem größeren
Umweg über Fredericksburg an und machen auf halbem Wege
dorthin noch in dem Städtchen Boerne Halt. Die
Namen der texasdeutschen Stadtgründungen sagen einiges über die
Beweggründe der jeweiligen
Emigrantengruppe aus. Oft klingt eine eher konservative
politisch Loyalität an wie bei dem
„King-William-District” von San Antonio oder
eben auch bei „Fredericksburg”, benannt nach dem preußischen
Prinzen, der zu den Begründern des „Mainzer
Adelsvereins” gehörte und - mit
staatspolitischen Hintergedanken - die Aussiedlung der
Deutschen protegierte.
Die Namenswahl „Boerne”
hingegen scheint eine starke Sympathie für die sozialpolitisch und
geistig aufmüpfigen Bewegungen des deutschen „Vormärz”
und des „Jungen Deutschland” zu bekunden.
Tatsächlich votierten die Siedler dieses Kendell County
mehrheitlich gegen die Sklavenhaltung in den
Südstaaten und kämpften nach deren Sezession
oft auf Seiten der Union. Zudem war das County
bekannt für seinen hohen Anteil an „Freidenkern”
und politisch Verfolgten, die sich nach der 1848
gescheiterten Revolution als
„Forty-Eighters” bezeichneten und von
denen besonders die akademisch Gebildeten der
Gruppierung der „Lateiner” oder „Latin
Settlers” angehörten. So wurde „Boerne”
1849 als „Tusculum” gegründet und erst
einige Jahre später zu Ehren des 1837 in der Pariser
Emigration verstorbenen Schriftstellers
umbenannt.
In
Boerne soll bis in die 1950er Jahre Deutsch die Umgangssprache der
Nachfahren jener Pioniere gewesen sein. Der auch sozial und
kulturell rührige „Turnverein” von
Boerne gehört zu den wenigen, die die seit ihrer Einführung
durch die „Forty-Eighters” in Texas noch aktiv
sind; sie führten damals auch das 9-Pin-Bowling ein,
das freilich während des 1. Weltkriegs vom 10-Pin-Bowling
verdrängt wurde.
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