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„Vereins Kirche”, beim Abriß 1896 und als Replik (seit 1935)










Aushandlung des Friedensvertrags zwischen Meusebach und den Komantschen am 2.3.1847
(Ölgemälde von Meusebachs Tochter Lucy)

Rechts: Otfried Hans Freiherr von Meusebach (1812-1897)
Quellen: www.panoramio.com/photo/20996707  www.barbarairwin.com/VereinsKircheMuseum.jpg                                              www.tsl.state.tx.us/exhibits/indian/statehood/tnmeusbach.jpg

         http://de.wikipedia.org/wiki/Otfried_Hans_von_Meusebach   


Das Heimatmuseum von Fredericksburg ist in einer Replik der „Vereins Kirche” untergebracht, die 1847 für alle Kon­fes­si­o­nen er­baut wurde. Ihr ok­to­go­na­ler Grundriß war zur effizienteren Abwehr von Angriffen der hiesigen Ko­mant­schen gedacht, mußte sich aber zu die­sem Zweck niemals be­wäh­ren. Denn dem Be­grün­der der Stadt, dem aus Thü­rin­gen stam­men­den Freiherrn von Meu­se­bach ge­lang es als Generalkommissar des „Main­zer Adels­ver­eins” im sel­ben Jahr, ei­nen Frie­dens- und Schutzvertrag mit den Ko­mant­schen zu schließen. Als einziger Ver­trag mit Indianern in Te­xas und wohl über­haupt in den Ver­einigten Staa­ten wur­de er nie­mals gebrochen, ob­gleich er sich weit über Fre­de­ricks­burg hin­aus über zehn spä­te­re Coun­ties er­streck­te. Der im Mu­se­um der „Ver­eins Kirche” do­ku­men­tier­te Ver­trags­text si­cherte beiden Seiten auf kluge faire Weise Schutz und res­pekt­vol­le Be­hand­lung zu; so hal­fen die Ko­mant­schen wäh­rend des harten Winters 1847/48 den Kolonisten mit Nah­rungs­mit­teln und Fel­len aus und hätten ih­rer­seits Hil­fe ge­gen de­ren Fein­de an­fordern dürfen. Der Freiherr nannte sich nach sei­ner Nie­der­las­sung in Te­xas nur noch John O. Meu­se­bach, wur­de in den te­xa­ni­schen Senat ge­wählt und war noch lan­ge als Far­mer und Bo­ta­ni­ker tä­tig. Von seinen Nachkommen und denen der Ko­man­tschen­häupt­lin­ge wird der Vertrag in jüng­ster Zeit mit ei­nem jähr­li­chen Pow-Wow gefeiert und mit der Friedenspfeife symbolisch be­kräf­tigt.

 

*

 

Ein Wort noch zur deutschstämmigen Bevölkerung von Texas, die bis 1900 auf ungefähr 200.000 Personen oder rund 6% der Ge­samt­be­völ­ke­rung an­wuchs. In ihrer Abgrenzung von anderen Einwanderethnien, ihrem notorische Hang zum „Vereinsleben” und in ih­rer oft jahr­zehn­te­lang durch­ge­hal­te­nen Wei­gerung, Englisch zu sprechen, wie­sen be­son­ders die von konservativen Grup­pie­run­gen ge­grün­deten Siedlungen Züge einer „Par­al­lel­ge­sell­schaft” auf. Frei­lich war da­mals noch vieles im Fluß, Texas war bis 1845 ei­ne un­ab­hän­gi­ge Republik und schien bis dahin so­gar ei­ne ge­wich­ti­ge Mitt­ler­rol­le zwi­schen Mexiko und den USA spielen zu können. Der 1842 auf Schloß Biebrich bei Mainz ge­grün­de­te „Adels­verein” („Ver­ein zum Schut­ze deutscher Ein­wan­de­rer in Te­xas”) favorisierte Texas des­we­gen und zu­dem we­gen der relativ kurzen Siedlungsgeschichte, die für Neu­sied­ler ei­nen nur ge­rin­gen kul­tu­rel­len An­pas­sungs­druck erwarten ließ. Die Bestrebungen der Republik Texas, Siedler der­sel­ben Her­kunft nicht auf ein be­stimm­tes Ter­ri­to­ri­um zu kon­zen­trie­ren, unterlief der Verein damit. Speziell dem Vorgänger von Meu­se­bach, Carl zu Solms-Braun­fels, schweb­te ei­ne mit Deutsch­land eng ver­bun­de­ne Ko­lo­nie vor. Solms, damals Offizier in öster­rei­chisch-un­ga­ri­schen Dien­sten, hat­te bei der Gründung von Neu-Braunfels das Deutschlandlied ge­sun­gen und die öster­rei­chi­sche Flag­ge ge­hisst, wor­aufhin allerdings andere deutschstämmige Sied­ler die Flag­ge der Re­pu­blik Texas hoch­zo­gen. Und ge­gen die deutsch­tü­meln­den Vorbehalte in vielen umliegenden Gemeinden erbaute man 1853 in Neu-Braun­fels aus Steu­er­mit­teln ei­ne öf­fent­li­che Schu­le, in der die Kin­der sowohl in deutscher als auch englischer Spra­che un­ter­rich­tet wur­den.


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