Quellen: http://farm3.static.flickr.com/2524/3853754932_1808658b23.jpg http://24.media.tumblr.com/tumblr_m9xchsjs8I1qgs6wvo1_400.jpg
Die. 15.8.2000:
Nach
Auswechslung des angeschlagenen Mietwagens machen wir uns auf den Weg
zu unserem Tagesziel Oklahoma City, und zwar auf der
Nebenstrecke über PARIS,
TEXAS. Im gleichnamigen Film von Wim Wenders
ist von der Stadt nur das öde Grundstück auf dem zerknitterten
Photo zu sehen, das Travis noch mit sich trägt. Da ich
schon seit langem vorhabe, über Wenders' Filme und ihre
hermetische Erzählweise ein Buch zu schreiben, kommen wir
auf dieser Reise gelegentlich auf seinen Film zurück und
werden Travis' Spur das nächste Mal wieder an der
mexikanischen Grenze beim Big Bend des Rio
Grande kreuzen.
Paris, Wohnort des
hier auch beigesetzten Rinderbarons John Chisum, war Ausgangspunkt
eines westlich nach New Mexiko führenden Longhorn-Trails.
Gegenwärtig hat die Stadt 25.000 Einwohner. An jeder zweiten
oder dritten größeren Kreuzung erblicken wir eine
Kirche oder ein kirchliches Versammlungsgebäude,
mitunter haben sich dort gleich zwei und auch drei
miteinander konkurrierende
christliche Freikirchen und Sekten angesiedelt,
vorneweg die Baptisten. Ihnen gehören drei oder vier Dutzend
der über 100 für den Ort verzeichneten Kirchengebäude (s. „Google
maps”). Falls an ihren Früchten zu erkennen,
muß hier eine weithin bigotte Lebensweise
geherrscht haben,
hat doch Paris - wie wir und zweifellos auch Wim Wenders
erst viel später erfuhren - seit Generationen einen üblen
Ruf als Hochburg
des Rassismus mit
brutalen (öffentlichen) Lynchmorden
an Schwarzen. Speziell die
baptistischen Kirchen im Süden der USA haben die Rassentrennung
praktiziert, sogar innerhalb der eigenen
Konfession, und sollen sie hier und da noch
heutigentags verteidigen.
Wim Wenders
selbst verschlug es bei seinem Besuch dieser Stadt zunächst einmal
die Sprache. Auf S. 92 von ‘Einmal.
Bilder und Geschichten’ (Frankfurt/Main
2. Aufl. 1995) schreibt er: „Einmal war ich tatsächlich in Paris,
Texas ... Gleich am ersten Tag meines Aufenthalts,
beim ersten Spaziergang, kam mir ein Umzug entgegen,
die Weihnachts-Parade: ‘It left me speechless.’”
Er brachte es aber noch fertig, den grotesken
Umzug zu photographieren und nahm einige Bilder
in das ‘Einmal’-Buch
auf.
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