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Quellen: http://enteroclisma.blogspot.com/2009_01_01_archive.html                                                                            http://figupolo.files.wordpress.com/2007/05/berlu-alitalia.jpg



Nach dem Auftanken in Pescara geht es bald in Richtung Rom weiter; ab und zu noch Blitze und Turbulenzen. Das ei­gent­li­che To­hu­wa­bo­hu kommt erst nach der Landung. Jene Deutsche, die schon mit italienischen Flugumleitungen und Kofferverlusten ih­re Er­fah­run­gen hat, setzt sich mit ihrer vor­züg­lich Italienisch sprechenden Freundin bald im Eil­schritt ab, um möglichst noch ei­nen der – si­cher­lich raren – Plätze eines anderen Direktflugs nach Stutt­gart zu er­gat­tern. Wir folgen ihnen diskret, doch war die­se Ma­schi­ne dann schon abgeflogen. Alle Passagiere finden sich bald an einem Spe­zi­al­schal­ter ein und müssen, um in­di­vi­du­ell be­raten zu werden, Zahlen für die Reihenfolge zie­hen. In der nächsten 20 Minuten bis knapp vor der mit­ter­nächt­li­chen Schlie­ßung des Flughafens werden aber nur zwei oder drei der annähernd 50 Pas­sa­gie­re beraten. Danach er­scheint ei­ne Dame von AL­ITA­LIA, trennt die Pas­sa­giere in „nationale” und „internationale” ein, läßt alle nach Flugplänen grei­fen (von de­nen nur noch „na­tio­na­le” vor­rä­tig sind) und fin­det es schließ­lich ge­ra­ten, alle wieder ungetrennt nach draußen ab­mar­schie­ren zu las­sen. Wir hal­ten diesmal Kon­takt zu einer hilf­los wir­ken­den klei­nen ita­lie­nisch-deutschen Frau und ihren bei­den Schwa­ben­kin­dern, einem Erst­kläss­ler und einer ungefähr Dreizehnjährigen. Drau­ßen war­ten wir al­le auf Pull­man-Bus­se, die uns zu ei­nem Ho­tel brin­gen sol­len. Jeder hat seinen Namen auf ein Blatt Papier zu schreiben – jene sehr auf­ge­reg­te Frau aber kommt nicht mehr auf ihren Familiennamen! Sie muß deshalb warten und wird in einem an­de­ren Sam­mel­bus nach uns gen Os­tia zu dem Ho­tel hin­aus­ge­fah­ren. Vor dem Weiterflug am nächsten Abend erfahren wir von den dreien, daß sie im Hotel sowohl das Abend­es­sen als auch das Früh­stück ver­paß­ten und we­gen der nicht aus­schalt­ba­ren Kli­ma­an­la­ge in der Nacht er­bärm­lich fro­ren, des­we­gen sehr früh auf­stan­den und den gan­zen lie­ben Tag über im Flug­ha­fen ge­blie­ben waren! Das Mäd­chen prüft nun aber alle paar Minuten, ob wir beiden uns noch hin­ter ih­nen auf den War­tebän­ken be­fin­den.

   Am Abend zuvor gibt es also noch – trotz der „höheren Gewaltdes Unwetters – für die Gestrandeten ein Essen in die­sem 4-Ster­ne-Hotel „Air­port-Palace”. Die Kellner allerdings gucken unwirsch drein und knallen mit Besteck und Tel­ler. Die AL­ITA­LIA-Da­me hatte allen zugesagt, ent­we­der wäh­rend der Nacht (Nachricht unter der Tür) oder spä­te­stens zum Frühstück die wei­te­ren Flugverbindungen zustellen zu lassen. Nichts ge­schieht, und sie sel­ber fin­det sich dann am Morgen auch nicht mehr ein. Uns bei­de weckt vor der Zeit das Jammern und Schimpfen eines im Ne­ben­zim­mer Te­le­fo­nie­ren­den. Suk­zessive tref­fen dann die Pull­man-Busse von gestern wieder ein und bringen uns zum Flug­ha­fen zu­rück. Dort muß sich nun je­der auf ei­ge­ne Faust wei­ter durchschlagen. Wir folgen zunächst einigen Ita­lie­nern aus Stuttgart, doch ohne Erfolg: Angeboten werden le­dig­lich Flü­ge nach Mai­land und Ly­on, und zwar oh­ne ga­ran­tier­ten Weiterflug. So setzen wir uns bald von dieser Gruppe ab und wen­den uns an ei­ne AL­ITA­LIA-An­ge­stell­te, die ei­gent­lich nur für die 1. Klasse zuständig ist und zur Zeit nichts zu tun hat. Nach ei­ner Vier­telstunde kann sie im Tausch­ver­fah­ren (ein 1.-Klas­se-Ti­cket gegen unsre beiden Economy-Tickets) Plätze für ei­nen Di­rekt­flug er­gat­tern, allerdings erst für den Abend, ge­gen 21 Uhr. Nun gut. – An dem ne­ben­anliegenden AIR-FRANCE-Schal­ter stand der­weil übri­gens jemand bereit, der auf Kundenwünsche sofort ein­ging.

   Auf der Suche nach Schließfächern für unser Bordgepäck finden wir nur den Hinweis, daß man sie hier am Flug­ha­fen aus Si­cher­heits­grün­den ge­schlos­sen hätte. Wir versuchen es bei der Bahnstation, vergeblich, doch gäbe es noch Schließfächer in Sta­zi­o­ne Termini, sogar am selben Gleis wie hier. Wir ha­ben oh­ne­hin vor, den Tag im antiken Her­zen von Rom zu verbringen und neh­men al­so diesen Nonstop-Bummelzug. – In Termini hat man die Schließ­fä­cher an un­se­rem Bahn­steig schon längst aus Si­cher­heits­grün­den aufgegeben, dafür jedoch in einem Untergeschoß eine neu­es Ge­päck­de­pot an­ge­legt. Dort reihen wir uns für ei­ne hal­be Stunde in eine Warteschlange ein.

   Während ich dort anstehe, kommt bei den nebenan gelegenen Toiletten ein Tumult auf, weil die Rei­ni­gungs­kräf­te die mei­sten dieser Örtlichkeiten ein­fach für gesperrt erklären. Ich selber helfe später einem ver­zwei­fel­ten äl­te­ren Eng­länder, der das ge­for­der­te Kleingeld nicht parat hat, mit einem Klein­dar­le­hen aus der Verlegenheit. Die mei­sten schlüp­fen zu zweit oder gar dritt durch die Sperrkreuze.


Endlich können wir doch noch zu den Kaiserforen hin­un­ter­ge­hen und besuchen ein weiteres Mal das Colosseum. Ei­ne ur­alt­e schwarz­ge­klei­de­te Bett­le­rin schleppt sich, tief ge­bückt und mit den Münzen in ihrer Blechbüchse schep­pernd, dort aufs al­ler­lang­sam­ste da­hin.


Auch der Flughafen Rom-Fiumicino hält noch kleinere Überraschungen bereit. Nach dem Kauf eines Buches in dem rie­si­gen Flug­ha­fen­buch­la­den piepst es plötzlich laut neben mir am Ausgang: Ich bin gemeint, das Entmagnetisieren hat­te nicht funk­tio­niert. - Auf meine Frage an den dortigen Kell­ner, ob hier „Self-Service” sei: „Si.” Nachher will uns ei­ne Kellnerin dort, in der kli­ma­ti­sier­ten Zone, nicht sitzen lassen, da diese für Gäste mit Be­die­nung re­ser­viert sei (selbst­re­dend gab es nirgendwo ein Hin­weis­schild).

   Am Abend sitzen wir pünktlich vor dem Gate unseres Direktflugs und können nach vierzigminütiger Verspätung an Bord. Bald aber meldet sich der Kapitän, es gäbe da leider noch ein kleines Problem – wieder lacht bei dieser Durch­sa­ge jemand hin­ter mir laut auf – , und zwar müsse man noch auf einen Mechaniker warten, da sich eine der vor­de­ren Flugzeugtüren nicht schlie­ßen las­se. Da vorne hatte soeben noch ein junger Mann, der vor uns abgefertigt wur­de, einen „Business-Class”-Ein­zel­sitz via Up­gra­ding bekommen!


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