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Geburtshöhle des ZEUS in PSYCHRO (LASSITHI-Hochebene)
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Do. 18.8.05:
Im Mietwagen geht
es früh zur Lassithi-Hochebene mit der Geburtshöhle
des Zeus. Der Ambélos-Paß wird von den Ruinen einiger
Windmühlen gesäumt, die auf den Ansichtskarten
noch schmucke weiße Segel tragen. Bei der sich bald
öffnenden Lassoschlinge der Rundstraße dieser
Hocheben biegen wir gen Osten ab und halten in dem Strick- und
Webwarendörfchen Tzermiádo. Vor den Lädchen
warten viele ältere schwarzgekleidete Witwen
geduldig oder halb resigniert auf Kundschaft.
Wir fahren schließlich weiter bis zum Dorf Psychro,
das auf rund 1000 Metern Höhe liegt und der vielbesuchte
Ausgangspunkt zur Diktäischen
Geburtshöhle des Zeus ist. Der gut 20-minütige
Aufstieg ist anstrengend, mehrmals werden wir von
Touristen auf Eseln überholt. Die Menschenschlange
droben windet sich langsam auf Treppchen hinunter ins
60 Meter tieferliegende Höhleninnere. Inmitten von
Stalagmiten und -titen liegen die Überreste von Al- tären
und anderen kultischen Einrichtungen, deren
Einritzungen leider schlecht zu erkennen sind. - Nach einem kleinen
Zwischenmahl drunten im Dorf fahren wir in nun
westlicher Richtung zu- rück und halten bald, um einer
unbewacht weidenden Ziegenherde
zuzuschauen. Und gönnen uns eine weitere
Erfrischungspause im Dorf Krási unter der
alten und angeblich größten Platane
Europas, deren dicker unterer Stamm (Umfang
16 m!) auf unvorstellbare Weise verknotet
ist.
Am frühen Nachmittag
nähern wir uns Iraklion, so daß noch reichlich Zeit für
einen Besuch des AMI bleibt, des
Archäologischen Museums Iraklio.
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Quelle: http://users.ox.ac.uk/~arch0152/images/Psychro-overview1_small.jpg
Die Zeit aber
läuft uns davon, als wir erneut das Zentrum dieser
nach den deutschen Bombardements von 1941 ausgesprochen unschönen
Stadt verfehlen: Von unserer Anfahrseite her kann man
nicht auf die höhergelegene Zubringerstraße
zum Zentrum kommen, außerdem gibt es hier wie überhaupt
so oft in kretischen und anderen griechischen
Städten nur allerspärlichste
Ausschilderungen. Als wir endlich durch das
Gewirr der Straßen und Gäßchen zum Museumsplatz
kommen, haben wir gerade einmal 1 ½
Stunden Zeit, so daß wir kaum die Hälfte der 20 Säle
schaffen. Der Aufbau ist unübersichtlich,
immer wieder gibt es größere Zeitsprünge
und -überlappungen zugunsten regionaler
Sammlungen. Welch verspielte künstlerische
Phantasie noch in minoischen Zeiten, all diese surrealen
Oktopusse, geschnäbelten Vasen und das
hauchdünne Geschirr! Der Stier zeichnet sich
zunehmend als das Erkennungszeichen
dieser Kultur ab, ja, der kretische Stier (des
Zeus) als das mythologische Signum
Europas, unserer Ur-Hochkultur mit
ihren ersten Gesetzgebern, (Toten-)Richtern,
dädalusgleichen Technikern und
Künstlern. Die Fresken im ersten Stockwerk –
darunter das bekannte des einen Stier
überspringenden Jünglings – kommen einem
mitunter bedenkenlos aufgehübscht
vor. (Am letzten Reisetag werden wir das AMI noch
einmal aufsuchen.)
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