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Athen, Kerameikos-Friedhof







Stier des Schatzmeisters Dionysios (im Kerameikos-Museum)

Quellen: http://dic.academic.ru/pictures/dewiki/65/Athens_Kerameikos_1.jpg                                                                                                                                      http://pt.wikipedia.org/wiki/Ficheiro:KAMA_Taureau_de_Dionysios.jpg



Nach einer Erfrischung und Siesta im Hotel geht's mit der Metro zunächst zum Syntagma-Platz. Vor dem Parlament stehen neben Tou­ri­sten auch etliche Grie­chen, die auf die stündliche Wachablösung warten oder sich nur die wollstrumpftragenden Wachen an­schau­en wollen, deren Tracht die Gemahlin des bay­eri­schen Königs von Griechenland entworfen hatte. Dieser Otto I. kam als eu­ro­päi­sche Verlegenheitslösung zuerst in Náfplion auf den grie­chi­schen Thron und setzte während seiner 30 Herrschaftsjahre im­mer­hin das bayrische Reinheitsgebot für Bier in Griechenland durch; zusammen mit sei­nem Va­ter Ludwig I. wurde er vom zorn­er­füll­ten Heinrich Heine in den Lobgesängen auf König Ludwig (1844) mit den Versen bedacht:


      Herr Ludwig ist ein mutiger Held,/ Wie Otto, das Kind, sein Söhnchen;
     Der kriegte den Durchfall zu Athen,/ Und hat dort besudelt sein Thrönchen.”


Wir aber fahren bald weiter zur Metrostation Thissio und machen uns von dort auf den Weg zu den nicht weit entfernten Grä­ber­fel­dern des alten Ke­ra­mei­kos-Vier­tels. Unsere Stadtpläne enden kurz davor, gleichwohl lockt uns die gleichnamige Nekropole, bei der einst die Heilige Straße nach Eleusis Athens To­re verließ und von der aus man außerdem zur Platonischen Akademie kam. Nir­gend­wo gibt es Hinweisschilder, einmal kommen französische Tou­ri­sten aus einem Hotel des Weges und weisen uns die un­ge­fäh­re Richtung. Wir stoßen tatsächlich auf ein großes umzäuntes Grabungsgelände, er­bli­cken drin­nen auch das im Reiseführer ab­ge­bil­de­te, von einem Stier (Replik) gekrönte Grabmal des Schatzmeisters Dionysios, können die Anlage je­doch nur umlaufen, da je­des Tor verschlossen ist.

   Und plötzlich ist auch meine geliebte ERMÚ-Straße, die schicklicherweise bis hinunter ans Gräberfeld führte, außer Sicht! Bald ha­ben wir uns in einem Gewirr von Dorfstraßen und Bahnüberführungen verlaufen. Kein Anwohner zeigt sich auf den Sträßchen, al­le Läden sind geschlossen, und zwei Taxis, die ich anzuhalten versuche, brausen ungerührt weiter! (Erst im Hotel registrieren wir, daß Mittwoch nachmittags die Geschäfte geschlossen bleiben; und noch später, daß der 15. August einer der höchsten hiesigen Fei­er­ta­ge ist, Mariä Himmelfahrt!) Nach über einer Stunde finden wir endlich zu unserer Metrostation zurück; den Friedhof am Eri­da­nos-Bach müssen wir uns für einen anderen Athenbesuch aufheben.

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