Quelle: http://dic.academic.ru/pictures/dewiki/76/LutheranCathedral-ofHelsinki.jpg
An einigen Gebäuden
der Universität entlang kommen wir zuletzt zum
klassizistischen Zentrum Helsinkis, dem Senatsplatz. Noch
Tage zuvor sahen wir ihn erneut in der Helsinki-Episode von Jim
Jarmusch’s ,Night On Earth’ (1991). Und sind nun
erstaunt, auf welch abfallendem Gelände auch noch der
Mittelpunkt des Platzes mit dem Standbild von Zar
Alexander II. daliegt. In der Anfangsszene
des Films umrundet der Taxifahrer Mika (Matti Pellonpää)
dieses Standbild, um dann in der großstädtischen
Schneelandschaft seine drei betrunkenen Kunden
abzuholen. Der Schnee muß optisch und streckenweise
auch physisch alles geebnet haben.
Wir treten
zuerst in die hochgelegene Domkirche (Tuomiokirkko) ein, die
Finnlands bedeutendster Architekt, der Schinkel-Schüler
Carl-Ludwig Engel erbauen ließ. Mit seiner korinthischen
Säulenhalle, den Giebeldreiecken und der Rotunde war dieser
Kirchenbau, den von fern Palladios Villa La Rotonda in Vicenza
grüßt, für den christlich-orthodoxen Schwulst offenbar so
verstörend, daß der Zar noch die vier kleineren Kuppeln und
die Statuen der zwölf Aposteln hinzusetzen ließ. Das
überraschend kleine Kircheninnere aber ist nach der
Rückverwandlung in eine protestantische Kirche wohltuend
schlicht. Anstelle von Heiligenbildern und anderen
polytheistischen Beigaben haben darin nur
noch die Statuen der Reformatoren und Sprachschöpfer Luther,
Melanchthon und Agricola Platz gefunden.
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