Quellen: http://farm1.static.flickr.com/65/209229390_eaaf648f1e.jpg www.panoramio.com/photo/63948153
Am Nachmittag
treffen wir in TURKU/ÅBO ein, der ältesten Stadt Finnlands,
die bis 1812 auch Landeshauptstadt war. Das Auto
stellen wir im Innenhof unseres Stadthotels ab und
erkunden die übersichtliche Altstadt. Die
griechisch-orthodoxe Kirche, ein erneut von Palladio
inspirierter Bau von C.-L. Engel, ist verschlossen.
Wir schlendern zur großen Markthalle hinüber, an deren
Ständen neben Bärenfleisch und heißer Rosinenwurst
auch die bei uns kaum bekannten Moltebeeren
angeboten werden. Sodann besuchen wir die
vielempfohlene Museumsapotheke. Die vorderen bürgerlichen Wohnzimmer
dieses Holzhauses sind unerwartet geräumig;
der später hinzugebaute Trakt mit dem jetzigen Museum
dürfte für jeden Apotheker eine Offenbarung sein und kann mit
seinem Laboratorium und Kräuterzimmer von
uns beiden nur bestaunt werden. Am Ufer des Aura-Flusses
entlang gehen wir auf den Dom zu, der sich jenseits des
Flusses auf einem Hügel erhebt. Der Backsteinbau birgt den
Marmorsarkophag der Karin (Catharina) Månsdotter,
die aus einfachsten Verhältnissen – Tochter
eines Gefängniswärters – als Kammerzofe
an den Hof kam und mit 15 die Geliebte des schwedischen Königs
wurde. Als dieser bald nach der offiziellen
Vermählung den Thron verlor, wurde sie mit ihren beiden
Kindern in der Burg von Turku unter Hausarrest gestellt und
nach weiteren Irrwegen zuletzt als einzige
schwedische Königin hier in Finnland
beigesetzt. Der Heidelberger Astronom Max Wolf, der auch in
Schweden studiert hatte, benannte 1916 den
von ihm entdeckten Asteroiden nach ihr. –
In dem kleinen Park vor dem Dom lassen wir uns eine Zeitlang
unweit des Bronzestandbildes von Per Brahe
nieder, dem nicht nur hier in Ehren gehaltenen
schwedischen Statthalter in Finnland, der die
Akademie (Universität) von Turku gründete und ihr
langjähriger Kanzler war.
Manche
Ausschilderungen in Turku sind außer in Finnisch und Schwedisch noch
im regionalen Dialekt „Turu murre” geschrieben, so
für die Fähre über den Aurajoki. Ansonsten werden in
Finnland die Orts- und Straßennamen auch in schwedischer
Sprache angegeben, was uns Deutschen und
anderen Indoeuropäern vieles erleichtert.
In dieser schriftlichen Hinsicht ist denn doch
das Bonmot des Metallarbeiters Kalle Winter im 12. Kapitel
von Brechts ,Flüchtlingsgesprächen’
zur finnischen Schweigsamkeit gehörig zu
relativieren: „Da es eine gemischte
Bevölkerung in zwei Sprachen ist, könnte man also sagen:
Das Volk schweigt in zwei Sprachen.” – Das Fernsehen
bringt Berichte und Spielfilme meist nur in finnischer
Sprache; mancher ausländische Film wie
vorgestern einer aus der Krimiserie ,Der
Alte’ (mit
Siegfried Lowitz aus den 70er Jahren) läuft im
Originalton mit finnischer
Untertitelung. In Turku bekommen
wir auch wieder einmal die ,Deutsche Welle’ zu sehen, die
abwechselnd in deutscher und englischer Sprache
sendet.
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