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Quellen: http://media.port-network.com/picture/instance_1/116168_1.jpg          www.heimatsammlung.de/sammelsurium/filmprogramme/images_01/filmprogramm-705.jpg

www.cinema.de/kino/filmarchiv/film/der-graf-von-monte-christo-1,1298516,ApplicationGallery.html?page=5




DER GRAF VON MON­TE CHRI­STO’



Der zweite Film, den ich wohl in diesem ‚Filmeck’-Kino sah, ‚Der Graf von Monte Christo’, ist ein Farb­film mit Jean Marais in der Hauptrolle. Mehr noch als sein Rachefeld­zug hat mich die lange Ein­ker­ke­rung dieses Un­schul­digen be­ein­druckt. Anson­sten kann ich mich nur noch an ei­ni­ge Bruch­stücke ent­sin­nen: Als der Ge­fan­ge­ne endlich seinem Kerker ent­kom­men kann, in­dem er sich in einen Sack ver­schnürt ins Meer wer­fen läßt, wird in ei­ner Un­ter­was­­ser­auf­nah­me gezeigt, wie er sich mit ei­nem Mes­ser be­freit ... Er nimmt nun an ver­schie­de­nen Leuten Ra­che ... Das al­les scheint sich auf Bäl­len, unter Mas­kier­ten und bei so man­chem De­gen­du­ell abzu­spielen.


Diese von Robert Vernay stammende Fassung sah ich erst Ende der 90er Jah­re wie­der (1953; in Farbe und mit Jean Marais; FSK: ab 12; dt. Erst­aufführung: 8.12.54, 111 min).

    Sicherlich wurde uns Kindern eine stark gekürzte Version ge­zeigt, die von der po­li­ti­sche Rah­men­in­tri­ge so gut wie nichts mehr übrig­ge­las­sen haben dürf­te. Wie im Falle von Uncas muß ich auch hier bei der Szene, die mir als einzige noch lebhaft vor Augen ist, eine ge­wis­ser­ma­ßen poe­tisch li­zenzierte Erinne­rungstäuschung fest­stel­len: Es gibt in dem Film über­haupt kei­ne Un­ter­was­ser­auf­nah­me! Der Sack wird von den Wär­tern ins Meer ge­wor­fen, und schon er­blickt man den Auf­tau­chen­­den, der da­von­­schwimmt. Frei­lich zeigte ihm wenig zuvor sein al­ter Mit­ge­fan­ge­ner das Mes­ser, das man zur Befreiung aus dem zu­ge­näh­ten Se­gel­tuch mit sich füh­ren müs­se: Of­fen­bar hat meine Phan­ta­sie die­se An­deu­tung zu einer ve­ri­tab­len Filmszene aus­ge­ar­bei­tet.

   Ja, empörend die Einkerkerung und Haftzeit auf Château d'If! Auch weiß ich noch um meine Be­stür­zung, als Dan­tès, dieser spä­te­re Graf, wäh­rend sei­nes Ver­mäh­lungsbanketts verhaftet und hin­weg­ge­führt wird. Am scho­ckie­rend­sten aber war für mich der Mo­ment, den ich jetzt in al­ler Deut­lich­keit wieder­erkenne, als sei­ne Ver­lob­te (Lia Aman­da) am Arm des Verräters als des­sen Braut aus der Kir­che tritt: wie sie mit tod­trau­ri­gem Ge­sicht, den Blick un­ver­wandt auf den Zu­schau­er ge­rich­tet, so nah auf die Ka­me­ra zu­geht, daß alles verdunkelt wird! Die fil­mi­sche Be­schwö­rung ei­nes Lie­bes- und Seelenmordes, an den die Se­rie der spä­te­ren Ra­che­akte wirk­lich nicht her­an­reicht.

   Welch magische Gewalt doch in der Bewegung auf die Ka­mera hin liegt, die da­durch gleich­sam blick- und be­wußt­los wird und die weitere sze­ni­sche Aus­füh­rung un­se­rer un­be­wuß­ten Phan­ta­sie übergibt! So schon für Ma­gu­as An­nä­herung an Co­ra und die des Mörders Sikes an Nan­cy (‚Oli­ver Twist’).

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