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Traumbildnah: Portal und Balkonfenster des von mir um 1953-59 besuchten KASTELL-KINOS
in Oberhausen-Holten (Photo 1990, verfremdet ...)



Das Kino nach und vor weiteren Umbauten (2010)

Mein Lieblingskino

 

Als Anbau einer Gastwirtschaft liegt dieses Kino mit dem halbrunden Dach gleich bei der Haupt­kreu­zung am Holtener Marktplatz. Über dem Ein­gang an der schma­len Seite des Gebäudes befindet sich ein Fen­ster mit einem davor wie an­geklebten niedrigen Git­­ter. Von drinnen her führt ein Treppchen zu dem Fenster oder Bal­kon hin­auf; doch steigt nur einer von uns Jungen manch­­­mal hinauf. In dem Schau­ka­sten drau­ßen links vom Eingang ist ein­mal statt der üb­li­chen Se­rie von Photos bloß ein Hin­­weis zu finden, wonach die­ser Film nur von Ehepaaren an­ge­se­hen werden dürfte <also ein so­ge­nann­ter Auf­­­klä­­rungs­­film>. Ein an­der­mal betrachte ich dort die Ankündigung ei­nes 3-D-Films, für den die Zu­schau­er Pappbrillen mit rotgrü­nen Glä­sern er­hal­ten. Ich selbst bin wohl noch zu jung für diesen Film.

   Rechts neben dem Einlaß in den Saal liegt der verglaste Kas­senraum und noch weiter daneben hän­gen an der Längswand Film­­bil­­der und -pla­ka­te. In der Kas­sen­ka­bi­ne ist eine Schautafel mit den Sitz­plät­zen ange­bracht. Fest assoziiert mit ihr sind für mich die Bezeich­nun­gen „Par­terre” und „Par­kett”. Kreuzt nicht die Kas­sie­re­rin auf einem kleinen <hektogra­phier­ten> Blatt den ge­wünsch­ten oder eben noch er­gat­ter­ten Sitzplatz an?


Die Leinwand liegt gleich rechts hinter dem Einlaß. Ich gehe meist noch wei­ter in den Saal hinein, um mir ungefähr in den mitt­­le­­ren Rei­hen ei­nen Platz zu su­chen. Die Sitzreihen schei­nen hier aus Sperr­holz zu sein. Eines Tages, vor der Vorführung des Haupt­films,
geht plötz­lich wie­der die Saal­be­leuch­tung an: Vor der Lein­wand steht ein Polizeibeamter und erklärt, daß dieser Film für Kin­der un­ter 12(?) Jah­­ren verboten sei. Da­nach ge­hen meh­re­re Er­wach­se­ne durch die Rei­hen, mu­stern un­se­re Ge­­sich­­ter und for­dern den ei­nen oder ande­ren auf, mitzukommen. Ich selbst bin of­fen­bar nicht be­trof­fen, je­den­falls läuft dies al­les in mei­ner Er­in­ne­rung als ei­ne bloß spek­ta­ku­lä­re Szene ab, ohne be­­glei­ten­des mir pein­li­ches Ge­fühl.

 

So manches Mal allerdings bin ich beunruhigt, wenn ich mich wieder ein­mal ein oder zwei Jahre vor dem erlaubten Alter in ei­nen Film hin­ein­­ge­schmug­gelt ha­be. Schon der Versuch fällt mir nicht leicht, ich weiß, daß meine körperliche Entwicklung hier gegen mich spricht und ich je­des­mal ab­ge­wie­­sen wer­den könn­te. Das wä­re mir nun doch sehr unange­nehm.

   Ein- oder zweimal scheint mir dies dann in einer Nachbarstadt zu widerfahren. Am leichtesten fällt mir der Schum­mel­ver­such in einer Jun­gen­grup­pe, vor al­lem dann, wenn der vorantreten­de Älteste gleich für uns alle Kar­ten an­for­dert.

Daß in bestimmten Kinos oft erhebliche Differenzen zwischen dem „FSK”-Al­ter und dem der meisten Be­su­­cher to­le­riert wur­de, war be­son­ders an den nai­ven oder auch ängstlichen Aufschreien der al­ler­jüng­sten Besucher zu bemer­ken.


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