Weitere Kinos und Filme meiner Kindheit
Eines
der Kinos bringt meist „Abenteuer-” oder „Wildwestfilme”.
Ich besuche es vor allem als Acht- bis Elfjähriger
(1953-56) während meiner sonntäglichen
Abstecher zur Oma, die mir regelmäßig die 50 Pfennig
für eine Kinokarte spendiert. Zusammen mit Wolfgang und
ein, zwei anderen Kameraden gehe ich gegen
halb drei beschwingt die breite Bundesstraße
hinunter, wo sich nach ungefähr 20 Minuten zur
Linken das Kino zeigt. Oft stehen wir Kinder dort
in dichter Traube an, bis endlich der Saal geöffnet
wird.
Viel
Unruhe, Zurufe und Hin- und Herlaufen, bis es drinnen dunkel wird;
vereinzelte
Aufschreie dann noch bei gefährlichen
Situationen oder
stürmisches Gelächter bei Filmen wie ‚Dick
und Doof’ und
‚Fuzzy’.
Dann und wann lachen kleinere Kinder an unpassender
Stelle auf. - Auf dem Heimweg, immer noch erregt, erzählen
oder spielen wir die wildesten Filmsituationen nach.
Immer wieder versucht sich einer von uns –
auch ich? – an Tarzans Schrei.
‚TARZAN’
Aus
dieser Serie sehe ich hier ungefähr ein Dutzend Filme, meist mit
Johnny Weissmüller, aber auch schon mit Lex Barker.
Weissmüller mag ich lieber, er kann so kindlich und so
lieblich doof dreinschauen, besonders wenn ihm die
reizende Jane etwas zu erklären sucht. Auch das
Äffchen <„Tschita”>
erheitert uns immer wieder und sorgt in allzu spannenden
Kampfesszenen für ein befreiendes
Auflachen. Dann ist da noch „Boy”, der
eher zu uns im Saale gehört und aus vielen Gefahren
gerettet werden muß. Einzelszenen aus der
Erinnerung:
Furchterregend
die wütend heranstürmende Elefantenherde, die im
Negerdorf die Hütten und auch manchen Eingeborenen
zertrampelt. Heimtückisch die kaum sichtbaren
oder wie träge daliegenden Krokodile, die aber
darauf lauern, daß jemand ins Wasser abrutscht oder
beim Kampf aus dem Boot fällt: Wie schnell sie dann zur Stelle sind
und das verzweifelt um sich schlagende Opfer
auf gräßlich unwiderstehliche Art zu sich
ziehen! Zum Fürchten die ebenfalls gut getarnten
Kopfjäger, die aus dem Hinterhalt ihre Pfeile
abschießen oder jemandem einen Speer in den Rücken
werfen. Vor allem trifft es die armen wehrlosen
schwarzen Träger, die als Nachzügler niedergemacht
oder aus der Kolonne heraus weggefangen
werden, zappelnd in einer hochschnellenden
Fußfalle. Heulend stürzen sie auf engen Gebirgspfaden
mit ihrer Last ab. Tarzan nun muß gelegentlich
mit einem Löwen kämpfen, den er in den Schwitzkasten
nimmt und dann ersticht; oder mit einem Krokodil,
das er, wie in aufregenden Unterwasseraufnahmen
zu sehen, trotz wildester Umdrehungen fest
umklammern kann. Dann schwingt er sich wieder einmal von
einer Liane zur anderen, wobei aber
manchmal etwas nicht stimmt, die Bewegung
unterbrochen oder zusammengestückelt
wirkt. In den Ruhepausen, in denen Tarzan
auch einige Sätze wechselt, lagert er mit Jane und
Boy an einem Dschungelteich, der wie ein Fleckchen
Südseeinsel aussieht.
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