Der
angrenzende Jardín
de Troya (Nr. 4) gleicht eher einem Patio oder
Durchgangshof als einem Garten. Und doch findet man auch hier
Raritäten wie die Adamsrippe (eine Philodendron-Art)
oder die Passionsblume vor. Der von einer großen
quadratischen Sockelplatte eingefaßte Marmorbrunnen
im Zentrum stammt aus dem 10. Jh. und ist der älteste in
diesen Alcázargärten; seine große
Schale wurde als Blütenkelch gestaltet und jede seine
vier zierlichen Abflußröhren als Löwenkopf. Die ringsum wie ein
Flechtwerk ausgearbeiteten, mit
kleinen hellblauen Quadraten wie
gesprenkelten Azuleo-Bodenfliesen ersetzen die
ursprüngliche Steinpflasterung, die ein
Labyrinth darstellte und dem
Garten einen entsprechenden Beinamen
gab. Dieses Labyrinth bezog sich ebenso wie die
‚Troya'-Benennung auf die Stelle in
Vergils ‚Aeneis' , wo der aus dem brennenden
Troja nach Sizilien geflüchtete Aeneas
zum Todestag seines Vaters Anchises
Leichenspiele veranstaltet; als letztes führt dort
nämlich in dem ‚Troia' genannten verwirrenden Reiterspiel
eine Schwadron junger Trojaner
verschlungene Angriffs- und
Fluchtformationen vor, die mit dem
kretischen Labyrinth des Minotauros verglichen werden:
„Wie nach der Sage das Labyrinth auf dem
ragenden Kreta/ einstmals nur Gänge durch fensterloses
Gemäuer und tausend
Strecken voll zweifelerregender Tücke
enthielt, wo der Irrweg/ keinerlei Orientierung und keinerlei
Rückkehr an festen
Punkten ermöglichte: Ebenso schlangen die
jungen Trojaner/ täuschend den Reigen im wechselnden Spiel
von Rückzug und Angriff ... ”
(‚Aeneis', 5. Gesang 558-563; Übersetzung
von Wilhelm Hertzberg)