Wir
machen noch einen Besichtigungsgang in den angrenzenden Teil der
Altstadt. Beim Durchstreifen der verwinkelten Gäßchen haben
wir wiederholt Einblicke in die blumengeschmückten,
gekachelten und meist brunnengekühlten Innenhöfe auch kleinerer
Stadthäuser. Und gelangen bald zu der in ihrem Äußeren
unscheinbaren Kirche Santa
María,
einer vormaligen Moschee, die wiederum in der
Zeit davor ein Kirchengebäude der Westgoten war.
Angesichts der hübschen Orangenbäumchen in ihrem
von Hufeisenbögen umgebenen
Patio kann man leicht übersehen, daß eine ihrer
Säulen glasgeschützt ist: In westgotischer
Schrift wurde
im 6. Jh. ein Kalendarium
liturgischer
Feste in die Marmorsäule eingemeißelt,
und zwar nur für die erste Hälfte eines Jahres
(eine andere Säule mit der 2. Jahreshälfte ist nicht erhalten). Zu
dieser Zeit dürften die meisten Goten noch
Anhänger des Arianismus gewesen sein, erst
um das Jahr 600 traten sie wie zuvor ihr König Rekkared I.
mehrheitlich
zum Katholizismus über, zu dem sich schon fast
alle ihre andalusischen Untertanen
bekannten.
Zuletzt
kommen wir zu dem sehr belebten kleinen Rathausplatz
und lassen uns dort
spontan zu einem Sherry nieder. In der Platzmitte
tummeln sich (fußball-)spielende Jungen und Mädchen,
derweil sich am Rande Jugendliche in Grüppchen
sammeln, darunter eine von einer selbstbewußten
Schönen angeführte Clique. Die Anwohner dort haben
alles unter Blickkontrolle, auch den
Dorftrottel, der aufgeregt hin und her läuft,
bis er sich einer Gruppe angeschlossen hat. –
Wie ich später erfahre,
lag an dieser Stelle schon das Forum Romanum von
Carmona.